
Autismus-Forschung in den USA: Robert F. Kennedy Jr. startet umstrittenes Mammutprojekt
In den Vereinigten Staaten bahnt sich eine wegweisende Initiative zur Erforschung von Autismus an. Der US-Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr. kündigte am Mittwoch die Schaffung einer umfassenden Datenbank an, die Informationen von Autismus-Patienten aus den staatlichen Gesundheitsprogrammen Medicare und Medicaid zusammenführen soll. Ein Projekt, das sowohl große Hoffnungen weckt als auch kritische Stimmen auf den Plan ruft.
Ambitionierte Ziele - fragwürdige Methoden?
Mit einem Budget von nicht weniger als 50 Millionen Dollar will Kennedy den Ursachen von Autismus auf den Grund gehen. "Wir ziehen den Vorhang zurück und liefern mit voller Transparenz die ehrlichen Antworten, auf die Familien viel zu lange gewartet haben", verkündete der Minister vollmundig. Doch genau hier setzen die Kritiker an. Kennedy, der in der Vergangenheit wiederholt einen längst widerlegten Zusammenhang zwischen Impfungen und Autismus propagierte, steht nun ausgerechnet an der Spitze dieses sensiblen Forschungsprojekts.
Datenschutz und wissenschaftliche Bedenken
Die geplante Plattform soll Versicherungsdaten, elektronische Krankenakten und Informationen aus Gesundheits-Monitoring-Geräten zusammenführen. Doch während das Gesundheitsministerium beteuert, alle Datenschutzgesetze einzuhalten, bleiben zentrale Fragen unbeantwortet: Werden die Daten anonymisiert? Ist die Teilnahme freiwillig? Experten wie Dr. Helen Tager-Flusberg von der Boston University äußern zudem grundsätzliche Zweifel am wissenschaftlichen Ansatz.
Alarmierender Anstieg der Autismus-Diagnosen
Die Dringlichkeit der Forschung wird durch aktuelle Zahlen unterstrichen: 2022 wurde bei jedem 31. achtjährigen Kind in den USA Autismus diagnostiziert - ein historischer Höchststand. Doch während Kennedy umweltbedingte Giftstoffe als mögliche Ursache ins Visier nimmt, verweisen Experten auf ein komplexeres Zusammenspiel genetischer und umweltbedingter Faktoren. Auch die verbesserte Früherkennung und erweiterte Diagnosekriterien dürften zum statistischen Anstieg beitragen.
Kritische Perspektiven aus der Wissenschaft
Die wissenschaftliche Gemeinschaft reagiert mit deutlicher Skepsis auf Kennedys ambitionierte Zeitpläne. Seine Ankündigung, bereits bis September die Ursachen von Autismus aufklären zu wollen - eine Frage, an der Forscher seit Jahrzehnten arbeiten - wird als unrealistisch eingestuft. Eric Rubenstein, Autismus-Forscher an der Boston University, weist zudem darauf hin, dass die geplante Datenbank erhebliche Lücken aufweisen wird, da sie weder Privatversicherte noch Nichtversicherte erfasst.
Fazit: Zwischen Hoffnung und Kontroverse
Die Initiative zeigt einmal mehr die tiefe Kluft zwischen politischen Ambitionen und wissenschaftlicher Realität. Während die Erforschung von Autismus zweifellos intensiviert werden muss, werfen Kennedys umstrittene Positionen und die mangelnde Transparenz bezüglich der Datenverwaltung ernste Fragen auf. Die kommenden Monate werden zeigen, ob das Projekt tatsächlich neue Erkenntnisse liefert oder ob es sich als kostspieliger Irrweg erweist.
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