
Bundeswehr-Influencer im Visier: Wenn digitale Kriegsführung auf deutsche Soldaten trifft
Die Zeiten, in denen die Bundeswehr ein Schattendasein in der deutschen Gesellschaft fristete, scheinen vorbei zu sein. Zumindest wenn es nach Joshua Krebs geht, der als "CinematicSergeant" auf TikTok eine halbe Million Follower mit actiongeladenen Videos aus dem Soldatenalltag begeistert. Doch was der 30-jährige Panzerkommandant in einem aktuellen Interview offenbart, wirft ein beunruhigendes Licht auf die hybride Kriegsführung, die längst auch deutsche Soldaten ins Visier nimmt.
Psychoterror gegen deutsche Soldaten
Was Krebs aus seiner Zeit in Litauen berichtet, liest sich wie aus einem Spionagethriller - ist aber bittere Realität. Deutsche Soldaten würden dort gezielt provoziert, ihre Reaktionen gefilmt und später auf Telegram-Kanälen verbreitet. Die perfide Botschaft dahinter: Die NATO sei nicht zum Helfen da. Noch erschreckender sind die persönlichen Erfahrungen des Hauptfeldwebels. Nach einem privaten Telefonat mit seiner Partnerin erhielt er einen anonymen Anruf, in dem Fetzen genau dieses Gesprächs abgespielt wurden. Bei seinen Kameraden ging man noch weiter: Angehörige wurden am Telefon belogen, ihr Mann sei bei einer Übung verstorben.
Diese Form der psychologischen Kriegsführung zeigt, wie verwundbar unsere Soldaten im digitalen Zeitalter geworden sind. Während die Bundesregierung noch über Cybersicherheit debattiert, sind unsere Truppen längst im Fadenkreuz ausländischer Geheimdienste und Trollfabriken.
Der digitale Informationskrieg tobt bereits
Besonders aufschlussreich ist, was Krebs über die Kommentarspalten unter seinen Videos berichtet. Sobald er die Ukraine erwähne, würden binnen Minuten Hunderte diffamierende Kommentare erscheinen - mutmaßlich von russischen Bots gesteuert. Ein Ex-Bundeswehrsoldat, der sich der ukrainischen Freiwilligenlegion angeschlossen hatte, wurde mit Kommentaren wie "Schade, dass du nicht gestorben bist" überzogen.
"So wird versucht, das allgemeine Stimmungsbild zu manipulieren", erklärt Krebs die perfide Strategie hinter den koordinierten Angriffen.
Hier zeigt sich die neue Realität der hybriden Kriegsführung: Der Kampf um die Köpfe und Herzen findet längst nicht mehr nur auf dem Schlachtfeld statt, sondern in den sozialen Medien. Und während russische Trollfabriken professionell organisiert sind, hinkt Deutschland in der digitalen Verteidigung hoffnungslos hinterher.
Die Bundeswehr kämpft um ihr Image
Jahrzehntelang wurde die Bundeswehr an den Rand der Gesellschaft gedrängt. Teile der Bevölkerung, der Medien und sogar der Politik hätten Militär und Polizei wie "Unterdrücker oder Schurken" behandelt, kritisiert Krebs. Sein Ansatz, die Truppe wieder "cool" zu machen, mag manchen befremdlich erscheinen, trifft aber offenbar einen Nerv: Mit cinematischen Videos, die aussehen wie aus einem Actionfilm, erreicht er nicht nur deutsche Jugendliche, sondern auch 30 Prozent US-amerikanische Follower, die sich über einen starken Verbündeten freuen.
Doch der Weg ist steinig. Krebs' TikTok-Account wurde bereits mehrfach gesperrt - auch hier vermutet er gezielte Einmischung von außen. Gleichzeitig kämpft er gegen Vorwürfe aus dem linken Spektrum. Die "taz" warf ihm vor, seine Videos hätten mit der Realität eines blutigen Kriegseinsatzes nichts zu tun. Ein 3Sat-Beitrag titelte provokant "Make War Cool Again" - eine Verdrehung seiner Botschaft, wie Krebs betont.
Patriotismus als Provokation
Besonders brisant: Krebs' offener Umgang mit der deutschen Flagge, die in seinen Videos ein wiederkehrendes Motiv darstellt. Seine Haltung dazu ist eindeutig: "Einen gesunden Patriotismus in die Nähe von Faschismus zu rücken, ist selbstzerstörerischer Schwachsinn." Er stehe für die Freiheiten und Rechte ein, die Deutschland schützenswert machten - und dafür stehe auch die deutsche Flagge.
Diese Haltung mag in anderen Ländern selbstverständlich sein, in Deutschland aber eckt sie an. Dass ein Soldat offen zu seinem Land steht und dies auch zeigt, sollte eigentlich normal sein. Dass es zur Kontroverse wird, zeigt, wie tief die Selbstverleugnung in Teilen unserer Gesellschaft sitzt.
Die Wehrpflicht-Debatte aus Soldatensicht
Zur aktuellen Debatte um die Wiedereinführung der Wehrpflicht äußert sich Krebs differenziert. Er selbst, der nie zur Bundeswehr wollte und "mit aufmüpfiger Art erstmal gar nicht reingepasst" habe, sieht den Dienst heute als persönlichen Gewinn. Die Vielfalt der Bundeswehr - von Sanität über Verwaltung bis zur Kampftruppe - könne jungen Menschen nur guttun.
Seine Botschaft an ängstliche junge Menschen ist beruhigend: Man werde nicht mehr den ganzen Tag angeschrien wie vor 30 Jahren. Stattdessen erwarte sie ein abwechslungsreicher Dienst, der durchaus als Abenteuer erlebt werden könne.
Ein persönlicher Preis für den Dienst
Dass der Dienst fürs Vaterland auch persönliche Opfer fordert, zeigt Krebs' eigene Geschichte. Sein Vater, aus einem Akademikerhaushalt stammend, brach den Kontakt ab, als der Sohn sich für die Bundeswehr entschied. Seit 15 Jahren haben sie nicht mehr miteinander gesprochen. Krebs nimmt es mit bemerkenswerter Reife: Er habe dadurch früh gelernt, auf eigenen Beinen zu stehen.
Diese Geschichte steht exemplarisch für die Entfremdung zwischen Bundeswehr und Teilen der Gesellschaft. Wenn Eltern lieber den Kontakt zu ihren Kindern abbrechen, als deren Berufswahl zu akzeptieren, läuft etwas fundamental schief in unserem Land.
Ausblick: Die Bundeswehr der Zukunft
Trotz aller Widrigkeiten blickt Krebs optimistisch in die Zukunft. In zehn Jahren werde das Image der Bundeswehr besser sein als heute. Die Menschen würden wieder verstehen, dass man die Truppe brauche. Durch soziale Medien könne er sich einfacher mit Menschen austauschen und Vorurteile abbauen.
Seine Hoffnung: Die Bundeswehr werde dann noch stärker in der Mitte der Gesellschaft stehen. Angesichts der aktuellen Bedrohungslage durch Russland und der hybriden Kriegsführung, die längst auch auf deutschem Boden stattfindet, wäre das nicht nur wünschenswert, sondern überlebenswichtig für unsere Demokratie.
Die Erfahrungen von Joshua Krebs zeigen eindringlich: Der Krieg der Zukunft wird nicht nur mit Panzern und Gewehren geführt, sondern auch in den Köpfen der Menschen. Dass ein einzelner Soldat mit seinen Videos mehr für das Ansehen der Bundeswehr tut als manche millionenschwere Werbekampagne, sollte zu denken geben. Ebenso wie die Tatsache, dass unsere Soldaten bereits heute Ziel perfider psychologischer Angriffe sind, während die Politik noch über Grundsätzliches diskutiert.
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