
Bundeswehr startet Massenerfassung: 650.000 junge Deutsche erhalten Post vom Verteidigungsministerium
Was lange undenkbar schien, wird nun Realität: Die Bundeswehr greift zu einem Instrument, das an längst vergangene Zeiten erinnert. Ab Mitte Januar 2025 flattern Hunderttausenden jungen Deutschen Fragebögen ins Haus, mit denen der Staat ihre Wehrbereitschaft erfassen will. Ein bemerkenswerter Schritt in einer Zeit, in der die geopolitischen Spannungen Europa fest im Griff haben.
Pflicht für Männer, freiwillig für Frauen
Das Verteidigungsministerium in Berlin hat die Pläne nun konkretisiert: Rund 54.000 junge Menschen sollen monatlich angeschrieben werden, insgesamt etwa 650.000 Personen eines Jahrgangs. Der Fragebogen richtet sich an alle ab dem Geburtsjahrgang 2008 und fragt persönliche Daten ab – von Geschlecht über Gesundheitszustand und Fitnesslevel bis hin zu Bildungsabschlüssen und Fahrerlaubnis.
Hier zeigt sich eine bemerkenswerte Unterscheidung: Während junge Männer verpflichtet sind, den Fragebogen auszufüllen, bleibt es für Frauen eine freiwillige Angelegenheit. Wer als Mann die Auskunft verweigert, begeht eine Ordnungswidrigkeit und muss mit einer Geldbuße rechnen. Eine Regelung, die durchaus Fragen aufwirft – schließlich predigt die Politik sonst bei jeder Gelegenheit die absolute Gleichstellung der Geschlechter.
Musterungszentren werden reaktiviert
Die Bundeswehr baut parallel eine beachtliche Infrastruktur auf. Perspektivisch sollen 24 Musterungszentren und acht große Karrierecenter mit Assessment-Verfahren zur Verfügung stehen. Damit wird ein System wiederbelebt, das nach der Aussetzung der Wehrpflicht im Jahr 2011 weitgehend eingestampft worden war.
Das erklärte Ziel: Ein umfassendes Lage- und Datenbild über die Bereitschaft der jungen Generation zu erhalten und die Wehrerfassung sowie -überwachung wieder aufzubauen.
Dramatische Personalziele bis 2035
Der Hintergrund dieser Maßnahmen ist die veränderte Sicherheitslage in Europa. Der andauernde Krieg in der Ukraine und die zunehmenden Spannungen mit Russland haben auch in Berlin ein Umdenken erzwungen. Die Bundeswehr, jahrzehntelang kaputtgespart und vernachlässigt, soll nun massiv aufgestockt werden.
Die Zahlen sprechen für sich: Von derzeit rund 184.000 Soldatinnen und Soldaten soll die aktive Truppe bis 2035 auf 255.000 bis 270.000 anwachsen. Zusätzlich werden 200.000 Reservisten benötigt. Ein ambitioniertes Ziel, das angesichts des chronischen Personalmangels und der mangelnden Attraktivität des Soldatenberufs als äußerst herausfordernd gelten darf.
Freiwilligkeit bleibt – vorerst
Trotz der Pflicht zur Beantwortung des Fragebogens und zur Musterung bleibt der eigentliche Wehrdienst freiwillig. Doch wie lange noch? Die Erfahrung lehrt, dass staatliche Erfassungssysteme selten ohne Grund aufgebaut werden. Nachdem sowohl Bundestag als auch Bundesrat dem Gesetz zur Modernisierung des Wehrdienstes zugestimmt haben, ist der rechtliche Rahmen geschaffen.
Es ist durchaus legitim zu fragen, ob hier nicht die Grundlage für eine mögliche Wiedereinführung der Wehrpflicht gelegt wird. Die jahrelange Vernachlässigung der Bundeswehr durch wechselnde Regierungen rächt sich nun bitter. Dass ausgerechnet jene Generation die Suppe auslöffeln soll, die mit den politischen Fehlentscheidungen der Vergangenheit nichts zu tun hat, entbehrt nicht einer gewissen Ironie.

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