
Die Selbstzerstörung der CDU: Wie die Brandmauer zur AfD das politische System Deutschlands sprengt
Es gibt ein faszinierendes politisches Phänomen, das die deutsche Politik seit Jahren in Geiselhaft hält und dabei ist, unser gesamtes Parteiensystem zu sprengen. Die sogenannte "Brandmauer" gegen die AfD, einst als taktisches Manöver der CDU erdacht, hat sich zu einem selbstzerstörerischen Mechanismus entwickelt, der die Mitte-Rechts-Parteien pulverisiert und paradoxerweise sowohl die Linken als auch die AfD stärkt.
Das Prinzip der "Endifizierung" - Wenn Mittel zum Selbstzweck werden
Erinnern Sie sich noch an die Corona-Zeit? Damals wurden Lockdowns und Maskenpflicht zunächst als Mittel zur Entlastung der Krankenhäuser verkauft. Später mutierte das Ganze zu einem Selbstzweck - wir mussten diese Maßnahmen durchführen, weil wir sie eben durchführen mussten. Die Impfkampagne folgte demselben absurden Muster: Erst sollte sie das Virus stoppen, am Ende impften wir, weil Impfen gut sei - Punkt.
Dieses Phänomen könnte man als "Endifizierung" bezeichnen - die Verwandlung von Mitteln in heilige, unantastbare Ziele. Es tritt auf, wenn komplexe Systeme auf unerreichbare Ziele ausgerichtet werden. Sobald diese Ziele außer Reichweite geraten, das System aber weiter mobilisiert bleibt, verschieben sich die Grundverständnisse. Die einstigen Mittel werden zu moralisch aufgeladenen Selbstzwecken.
Deutschland scheint für diese Art der politischen Verblödung besonders anfällig zu sein. Unsere pathologische Gründlichkeit treibt uns dazu, alles länger und härter durchzuziehen als alle anderen - immer mit einer Aura moralischer Dringlichkeit und Selbstgerechtigkeit. Die Klimapolitik? Endifiziert. Der Atomausstieg? Endifiziert. Die Massenmigration? Sie ahnen es bereits.
Die Brandmauer als politischer Selbstmordpakt
Die Brandmauer gegen die AfD ist das perfekte Beispiel für diese deutsche Krankheit. Was 2018 als taktisches Manöver der CDU begann, um Wählerwanderungen zur AfD zu verhindern, hat sich zu einem grotesken Theater entwickelt. Jede noch so vernünftige Initiative wird zur "faschistischen Bedrohung", sobald die AfD zustimmt. Es ist, als würde man Wasser für giftig erklären, weil auch AfD-Politiker es trinken.
Die Ironie dabei? Die Brandmauer ist das größte Geschenk, das die etablierten Parteien der AfD je gemacht haben. Während CDU, SPD und Grüne sich in den letzten zehn Jahren in einem beispiellosen Festival des Versagens abwechselten, blieb die AfD unbefleckt von jeglicher Regierungsverantwortung. Die Brandmauer hat die "Alternative für Deutschland" zur einzig denkbaren Alternative gemacht.
Die Gewinner und Verlierer des Systems
Profiteure dieser absurden Konstellation sind paradoxerweise die Linken und die AfD selbst. Die SPD verdankt nur der Brandmauer ihre Regierungsbeteiligung trotz katastrophaler Wahlergebnisse. In Ostdeutschland wäre die Linke ohne diese künstliche Spaltung des rechten Lagers längst bedeutungslos. Und die AfD? Sie wird von Wahl zu Wahl stärker, während die etablierten Parteien sich gegenseitig zerfleischen.
Die wahren Verlierer sind die CDU und CSU - ausgerechnet jene, die die Brandmauer erfunden haben und als einzige die Macht hätten, sie niederzureißen. In Ostdeutschland hat die AfD die Union bereits als führende Mitte-Rechts-Partei abgelöst. In Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt stehen die angeblichen "Hitler-Faschisten" kurz vor absoluten Mehrheiten.
Merz' politischer Amoklauf
Während vernünftige CDU-Politiker wie der ehemalige Generalsekretär Peter Tauber - ironischerweise einer der Architekten der Brandmauer - mittlerweile einen Kurswechsel fordern, beweist Bundeskanzler Friedrich Merz einmal mehr seine politischen Instinkte auf Regenwurm-Niveau. "Wir sind die Brandmauer!", posaunte er kürzlich heraus, als hätte er den Verstand verloren.
Seine Begründungen für die Aufrechterhaltung dieser selbstzerstörerischen Strategie sind von einer Dummheit, die selbst für deutsche Verhältnisse bemerkenswert ist. Die AfD sei gegen EU, NATO und Euro - also gegen alles, was Deutschland "groß und stark" gemacht habe. Hat Merz die letzten Jahre verschlafen? EU-Initiativen und NATO-getriebene Außenpolitik zerstören gerade unsere Industrie. EU-Regeln blockieren den Ausbau der Gaskraftwerke, ohne die unser Stromnetz kollabieren wird. Das erweiterte Emissionshandelssystem wird ab 2027 Heizen und Mobilität unbezahlbar machen.
Drei mögliche Auflösungen - alle katastrophal
Die im deutschen Parteiensystem aufgestaute Energie wird sich auf eine von drei Arten entladen:
Erstens: Die CDU überzeugt die SPD zu minimalen Reformen bei Deindustrialisierung, Sozialstaat und Migration. Dies würde den AfD-Zulauf bremsen - ist aber angesichts der Verweigerungshaltung der Linken völlig unrealistisch.
Zweitens: Die Linksparteien treiben die Union dazu, beim Bundesverfassungsgericht ein AfD-Verbot zu beantragen. Nach dieser juristischen Revolution hätten wir de facto eine DDR 2.0 - regiert von einer unbeliebten, bedrohten und hochgradig repressiven Linken.
Drittens: Die Brandmauer bricht zusammen. Nach internen Kämpfen sucht die CDU die Zusammenarbeit mit der AfD. Die politische Neuordnung würde schlagartig erfolgen - in wenigen Monaten statt Jahren.
Das unvermeidliche Ende der Endifizierung
Von diesen drei Szenarien erscheint das dritte am wahrscheinlichsten. Die Brandmauer wird fallen - die Frage ist nur, wie viel Schaden die CDU bis dahin noch anrichtet. Je länger die Union zögert, desto mehr Terrain verliert sie unwiederbringlich an die AfD. Zehn Jahre dämonisierender Rhetorik haben die Aufgabe zu einer Mammutaufgabe gemacht.
Eine rational handelnde CDU-Führung würde aufhören, öffentlich gegen die AfD zu wettern und stattdessen hinter den Kulissen die strategische Wende vorbereiten. Doch die Endifizierung hat sie dumm gemacht. Sie werden die Lage erst noch viel schlimmer machen müssen, um dann zwei oder drei Jahre später am selben Punkt anzukommen - nur ärmer, schwächer und chancenloser.
Die deutsche Politik steht vor einem Wendepunkt. Die künstliche Aufrechterhaltung der Brandmauer gegen den Willen immer größerer Wählerschichten kann nicht ewig funktionieren. Wenn sie fällt - und sie wird fallen - dann wird dies das Ende der alten Bundesrepublik markieren, wie wir sie kannten. Die Frage ist nur, ob dieser Übergang kontrolliert oder chaotisch erfolgt. Die bisherigen Entscheidungen der Union lassen wenig Hoffnung auf ersteres.

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