
G7-Gipfel in Kanada: Zwischen Nahost-Krise und Trump-Diplomatie
Während sich die Staats- und Regierungschefs der sieben führenden Industrienationen in den kanadischen Rocky Mountains versammeln, überschattet der eskalierende Konflikt zwischen Israel und dem Iran das Treffen. Der deutsche Bundeskanzler Friedrich Merz betonte, dass die Nahost-Krise ganz oben auf der Tagesordnung stehe – eine Einschätzung, die angesichts der jüngsten gegenseitigen Angriffe beider Länder kaum überrascht.
Doch der wahre Elefant im Raum dürfte ein anderer sein: Donald Trump. Der kanadische Gastgeber Mark Carney scheint bereits im Vorfeld alle diplomatischen Register zu ziehen, um eine Wiederholung des Debakels von 2018 zu vermeiden. Damals hatte Trump den damaligen Premierminister Justin Trudeau als "sehr unehrlich und schwach" bezeichnet und die US-Delegation angewiesen, ihre Zustimmung zum Abschlusskommuniqué zurückzuziehen.
Diplomatisches Minenfeld statt konstruktiver Dialog
Die Tatsache, dass Kanada diesmal auf ein traditionelles gemeinsames Abschlusskommuniqué verzichtet und stattdessen lediglich "Zusammenfassungen des Vorsitzes" plant, spricht Bände. Es wirkt, als wolle man von vornherein die Erwartungen dämpfen und potenzielle Konflikte minimieren. Roland Paris, Professor für internationale Beziehungen an der Universität Ottawa, brachte es auf den Punkt: Das Treffen werde bereits als Erfolg gelten, wenn Trump keinen Wutausbruch habe, der das gesamte Treffen störe.
Diese defensive Haltung offenbart die tiefe Krise, in der sich die westliche Wertegemeinschaft befindet. Statt gemeinsam Lösungen für drängende globale Herausforderungen zu erarbeiten, scheint das Hauptziel darin zu bestehen, diplomatische Katastrophen zu vermeiden. Die G7, einst als Forum der führenden Demokratien konzipiert, droht zur bloßen Bühne für bilaterale Schadensbegrenzung zu verkommen.
Ukraine zwischen Hoffnung und Resignation
Besonders bitter dürfte diese Entwicklung für die Ukraine sein. Ein ukrainischer Beamter, der an den Vorbereitungen beteiligt war, äußerte sich ernüchtert: Die Hoffnung auf eine starke Unterstützungserklärung sei geschwunden. Als Erfolg würde bereits ein freundliches Treffen zwischen Trump und Selenskyj gewertet. Diese Einschätzung zeigt, wie sehr sich die Prioritäten verschoben haben.
Trump kam mit dem Versprechen an die Macht, den Krieg mit Russland innerhalb von 24 Stunden zu beenden. Dass die diplomatischen Bemühungen ins Stocken geraten seien, überrascht niemanden, der die Komplexität des Konflikts versteht. Die Frage bleibt, ob Trump überhaupt noch Interesse an multilateralen Formaten wie der G7 habe – eine Frage, die Max Bergmann vom Center for Strategic and International Studies als den "großen Test" des Gipfels bezeichnet.
Wirtschaftliche Spannungen als zusätzlicher Sprengstoff
Als ob die geopolitischen Herausforderungen nicht genug wären, schwelen auch handfeste wirtschaftliche Konflikte. Trumps Zölle auf Stahl und Aluminium belasten die Beziehungen zu Kanada, während Japan hofft, den US-Präsidenten von Handelszöllen abzubringen, die japanische Automobilunternehmen gefährden. Die Ironie dabei: Während man über kritische Mineralien-Lieferketten und Arbeitsplätze diskutieren will, untergräbt protektionistische Politik genau diese Ziele.
Der japanische Premierminister Shigeru Ishiba dürfte nicht der Einzige sein, der Trump von seinen Handelspositionen abbringen möchte. Doch die bisherigen Erfahrungen zeigen, dass Trumps Verständnis von "fairen und reziproken" Handelsbeziehungen oft einseitig amerikanische Interessen bevorzugt.
Israel-Iran-Konflikt als Bewährungsprobe
Die nächtlichen Angriffe zwischen Israel und dem Iran kurz vor Gipfelbeginn unterstreichen die Dringlichkeit einer koordinierten westlichen Antwort. Merz' Forderungen – keine iranischen Atomwaffen, Israels Recht auf Selbstverteidigung, Vermeidung einer Eskalation und Raum für Diplomatie – klingen vernünftig, doch ihre Umsetzung erfordert mehr als wohlklingende Erklärungen.
Die geplante gemeinsame Erklärung zu Iran mit einem Aufruf zur Deeskalation wirkt angesichts der Realität vor Ort fast schon naiv. Während Netanjahu von einem möglichen Regimewechsel im Iran als Folge israelischer Angriffe spricht, scheint die G7 hauptsächlich damit beschäftigt zu sein, ihre eigene Relevanz zu bewahren.
Der Gipfel in Kananaskis, 90 Kilometer westlich von Calgary, könnte zum Wendepunkt werden – allerdings nicht unbedingt im positiven Sinne. Wenn selbst erfahrene Diplomaten wie Josh Lipsky vom Atlantic Council das beste Szenario darin sehen, dass es "keine wirklichen Explosionen" gebe, dann hat die G7 ein fundamentales Problem. Die Zeiten, in denen dieses Forum richtungsweisende Entscheidungen für die Weltpolitik traf, scheinen endgültig vorbei zu sein. Was bleibt, ist diplomatisches Krisenmanagement auf kleinstem gemeinsamen Nenner.
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