
Lawrows Verzweiflungsrhetorik: Wenn Moskau vor NATO-Ausgaben warnt, während die eigene Kriegskasse schrumpft
Es ist schon bemerkenswert, mit welcher Chuzpe der russische Außenminister Sergej Lawrow vor einem "Zusammenbruch" der NATO durch erhöhte Verteidigungsausgaben warnt. Ausgerechnet der Vertreter eines Landes, das seit über drei Jahren einen brutalen Angriffskrieg gegen die Ukraine führt und dabei seine eigene Wirtschaft an die Wand fährt, möchte dem Westen Ratschläge in Sachen Haushaltsführung erteilen.
Moskaus durchschaubare Propaganda-Offensive
Die Äußerungen Lawrows gegenüber der russischen Nachrichtenagentur Tass offenbaren die zunehmende Nervosität im Kreml. Wenn er behauptet, die "katastrophale Erhöhung der Ausgaben der NATO-Länder" würde zum Zusammenbruch der Allianz führen, klingt das eher nach Wunschdenken als nach realistischer Analyse. Die NATO-Staaten haben beschlossen, ihre Militärausgaben bis 2035 auf mindestens 3,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu erhöhen, plus 1,5 Prozent für verteidigungsrelevante Infrastruktur – insgesamt also fünf Prozent.
Diese Entscheidung ist eine direkte Antwort auf Russlands aggressive Expansionspolitik. Dass Lawrow nun ausgerechnet den polnischen Außenminister Radoslaw Sikorski attackiert, überrascht nicht. Polen hat die russische Bedrohung schon lange erkannt und entsprechend gehandelt – im Gegensatz zu Deutschland, wo man jahrelang auf "Wandel durch Handel" setzte und sich in fatale Abhängigkeiten begab.
Die Realität hinter Putins Ankündigungen
Besonders pikant wird Lawrows Rhetorik, wenn man sie mit den jüngsten Entwicklungen in Russland abgleicht. Putin kündigte vergangenen Freitag an, die Verteidigungsausgaben in den nächsten drei Jahren reduzieren zu wollen. Was auf den ersten Blick wie eine friedliche Geste wirken könnte, ist in Wahrheit ein Eingeständnis wirtschaftlicher Schwäche.
"Er hat selbst einmal gesagt, dass die Sowjetunion zusammengebrochen sei, weil sie zu viel für die Rüstung ausgegeben habe, und jetzt macht er genau dasselbe"
Diese treffende Analyse Sikorskis bringt es auf den Punkt. Die russische Wirtschaft ächzt unter den Sanktionen und den enormen Kriegskosten. Selbst hochrangige russische Wirtschaftsvertreter wie die Minister Maxim Reschetnikow und Anton Siluanow sowie Zentralbankchefin Elvira Nabiullina schließen eine Rezession nicht mehr aus.
Historische Parallelen und ihre Lehren
Die Geschichte wiederholt sich tatsächlich. Wie einst unter Leonid Breschnew überdehnt Russland seine wirtschaftlichen Möglichkeiten für militärische Abenteuer. Der Unterschied: Die NATO-Staaten können sich erhöhte Verteidigungsausgaben leisten, ihre Volkswirtschaften sind robust und diversifiziert. Russland hingegen hängt am Tropf seiner Rohstoffexporte und leidet unter internationaler Isolation.
Wenn Lawrow behauptet, Russland wolle sich "vom gesunden Menschenverstand leiten lassen statt von eingebildeten Bedrohungen", kann man nur den Kopf schütteln. Wer hat denn im Februar 2022 einen souveränen Nachbarstaat überfallen? Wer droht regelmäßig mit dem Einsatz von Atomwaffen? Die "eingebildeten Bedrohungen" sind sehr real – sie gehen von Moskau aus.
Ein Weckruf für den Westen
Die verzweifelten Versuche russischer Offizieller, die NATO-Ausgabenerhöhung zu diskreditieren, sollten als Bestätigung verstanden werden: Der Westen ist auf dem richtigen Weg. Nach Jahren der Vernachlässigung der Verteidigung – besonders in Deutschland – ist es höchste Zeit, die eigene Wehrhaftigkeit zu stärken.
Die neue Bundesregierung unter Friedrich Merz hat dies erkannt, auch wenn die geplanten 500 Milliarden Euro Sondervermögen für Infrastruktur die Inflation weiter anheizen dürften. Dennoch: Sicherheit hat ihren Preis, und dieser Preis ist angesichts der russischen Bedrohung gerechtfertigt.
Lawrows Warnung vor einem NATO-Zusammenbruch entbehrt jeder Grundlage. Im Gegenteil: Die Allianz zeigt sich geschlossener denn je. Es ist Russland, das unter dem selbst verursachten Druck zusammenzubrechen droht. Die Frage ist nur, wie viel Schaden Putin noch anrichten wird, bevor auch er das Schicksal seiner sowjetischen Vorgänger teilt.
- Themen:
- #CDU-CSU