
Nordostpassage: Wie China und Russland Europas Zukunft im Eis gestalten
Die Arktis schmilzt – und mit ihr schmelzen auch die alten Gewissheiten der Weltordnung dahin. Während sich im hohen Norden eine neue Handelsroute öffnet, die den globalen Warenverkehr revolutionieren könnte, verharrt Europa in selbstgewählter Starre. Die Nordostpassage entlang der russischen Küste wird zur Bühne eines geopolitischen Schauspiels, bei dem die EU bestenfalls die Rolle des Zuschauers einnimmt.
Geschichte wiederholt sich – nur ohne Europa
Wer die Geschichte der großen Handelsrouten studiert, erkennt ein wiederkehrendes Muster: Neue Seewege bedeuten neue Machtverhältnisse. Als Kolumbus Amerika entdeckte, verschob sich das Zentrum der Macht von Venedig zu den atlantischen Küstenstaaten. Der Suezkanal unterstrich Britanniens koloniale Dominanz, der Panamakanal sicherte Amerikas Hegemonie über den amerikanischen Kontinent. Heute erleben wir möglicherweise eine ähnliche Zeitenwende – nur dass Europa diesmal nicht zu den Gewinnern gehören dürfte.
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Waren in den 1980er Jahren nur 70 Tage im Jahr für die Durchfahrt geeignet, sind es heute bereits 160 Tage. Der Klimawandel, den unsere grünen Weltverbesserer so gerne beklagen, schafft ironischerweise neue Realitäten, die ausgerechnet jenen zugutekommen, die sich um westliche Klimaziele wenig scheren.
Chinas Schachzug im ewigen Eis
Während sich Europa in endlosen Debatten über Geschlechterpronomen und CO2-Neutralität verliert, handelt China. Die „Polar Silk Road", wie Peking die Nordostpassage nennt, fügt sich nahtlos in die gigantische „Belt and Road Initiative" ein. Es geht um nicht weniger als die Neuordnung der globalen Handelsströme – und damit um die Neuverteilung der Macht.
Die Route zwischen Ostasien und Nordeuropa ist über die Arktis um vierzig Prozent kürzer als durch den Suezkanal. Ein Containerschiff von Shanghai nach Hamburg spart Wochen an Fahrtzeit – wenn es denn durch russische Gewässer fahren darf.
Genau hier liegt der Haken für Europa: Die neue Goldader des Welthandels verläuft durch russisches Hoheitsgebiet. Während sich die EU-Bürokraten in Brüssel mit immer neuen Sanktionspaketen überbieten, schmieden Moskau und Peking längst die Allianz der Zukunft. China investiert massiv in russische LNG-Terminals in der Arktis, sichert sich Zugang zu günstiger Energie und baut nebenbei die Infrastruktur für den Handel von morgen auf.
Der Preis der moralischen Überheblichkeit
Europa steht vor einem klassischen Dilemma: Entweder man akzeptiert die Abhängigkeit von instabilen Regionen im Nahen Osten und Afrika, wo Piraten und politische Krisen den Handel bedrohen. Oder man schluckt den bitteren Beigeschmack einer Kooperation mit Russland. Dass unsere politischen Eliten sich für ersteres entschieden haben, überrascht niemanden, der die ideologische Verblendung der aktuellen EU-Politik kennt.
Die Konsequenzen dieser Haltung werden schmerzhaft sein. Norwegische Häfen wie Kirkenes und Hammerfest könnten zu den Singapurs des Nordens werden – wenn Europa denn mitspielen würde. Stattdessen überlässt man das Feld kampflos den neuen Mächten. Es ist, als würde man freiwillig auf die Teilnahme an der industriellen Revolution verzichten, weil einem die Kohle zu schmutzig erscheint.
Amerika wacht auf – Europa schläft weiter
Selbst die USA haben die strategische Bedeutung der Arktis erkannt. Unter Präsident Trump dürfte sich das amerikanische Engagement im hohen Norden noch verstärken. Washington geht es dabei weniger um Handelsrouten als um die gewaltigen Rohstoffvorkommen und die geostrategische Kontrolle. Die Amerikaner werden nicht tatenlos zusehen, wie China und Russland die Arktis unter sich aufteilen.
Und Europa? Während sich die Großmächte positionieren, beschäftigt sich die EU mit Gendersternchen und Klimazielen. Die neue Bundesregierung unter Friedrich Merz verspricht zwar eine realistischere Außenpolitik, doch die Zwänge der Großen Koalition und die ideologischen Altlasten der Ampel-Jahre wirken nach. Das 500-Milliarden-Sondervermögen für Infrastruktur klingt beeindruckend, wird aber hauptsächlich in ideologische Prestigeprojekte fließen statt in die Sicherung unserer Handelswege.
Die Rechnung kommt später
Ab 2035, so schätzen Experten, könnte die Nordostpassage für große Containerschiffe rentabel werden. Bis dahin werden China und Russland die Spielregeln festgelegt haben. Europa wird dann die Wahl haben: Entweder man akzeptiert die Bedingungen der neuen Herren über die Arktis, oder man bleibt bei den unsicheren Südrouten mit all ihren Risiken.
Die Geschichte lehrt uns, dass verpasste Chancen in der Geopolitik selten wiederkommen. Als Venedig die Bedeutung der atlantischen Routen unterschätzte, war sein Schicksal besiegelt. Heute wiederholt sich dieses Muster – nur dass diesmal ganz Europa die Rolle Venedigs einnimmt.
Es ist höchste Zeit, dass wir uns von ideologischen Scheuklappen befreien und wieder realpolitisch denken lernen. Die Welt wartet nicht auf ein Europa, das sich in moralischer Selbstgerechtigkeit gefällt. Während wir über die richtige Anzahl von Geschlechtern debattieren, teilen andere die Zukunft unter sich auf. Die Nordostpassage ist nur ein Beispiel dafür, wie wir unsere eigenen Interessen auf dem Altar einer fehlgeleiteten Politik opfern.
Hinweis: Dieser Artikel stellt keine Anlageberatung dar. Bei Investitionsentscheidungen sollte jeder Anleger eigenständig recherchieren und gegebenenfalls professionellen Rat einholen. Für Anlageentscheidungen ist jeder selbst verantwortlich. Als bewährte Ergänzung eines ausgewogenen Portfolios zur Vermögenssicherung können physische Edelmetalle wie Gold und Silber dienen, die in Zeiten geopolitischer Unsicherheiten traditionell als sichere Häfen gelten.
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