
Notre-Dame erstrahlt wieder – doch der Preis des Wiederaufbaus bleibt unausgesprochen
Die Türme der Pariser Kathedrale Notre-Dame sind nach jahrelangen Renovierungsarbeiten wieder für Besucher zugänglich. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron durfte als erster die 424 Stufen zum Südturm erklimmen und sich von der aufwendigen Restaurierung überzeugen. Was als triumphale Wiedereröffnung inszeniert wird, wirft jedoch Fragen auf: Während Millionen für den Wiederaufbau eines einzelnen Gebäudes ausgegeben wurden, verfallen andernorts in Frankreich historische Kirchen und Kulturdenkmäler.
Ein Präsident und seine Glocke
„Es ist wunderschön", schwärmte Macron beim Anblick der renovierten Wasserspeier und Monsterfiguren. Besonders angetan zeigte er sich von der größten Glocke der Kathedrale, die ausgerechnet „Emmanuel" heißt – ein Zufall, der dem französischen Präsidenten sicherlich schmeichelt. Die 13 Tonnen schwere Glocke aus dem 17. Jahrhundert erklingt nur zu besonderen Anlässen. Man darf gespannt sein, ob Macrons nächster Wahlkampfauftakt dazugehören wird.
Der neue Rundgang durch die Türme wurde komplett überarbeitet. Eine doppelte Wendeltreppe aus massiver Eiche, 21 Meter hoch und 20 Tonnen schwer, ersetzt nun die beengte alte Passage. Für dieses „Meisterwerk der Zimmermannskunst" mussten über 1.000 französische Eichen gefällt werden – in Zeiten, in denen der Klimaschutz angeblich oberste Priorität genießt, eine bemerkenswerte Entscheidung.
Der Preis der Perfektion
Die Renovierungsarbeiten nach dem verheerenden Brand vom 15. April 2019 verschlangen Unsummen. Jedes Detail wurde mit größter Sorgfalt und nach historischen Methoden wiederhergestellt. Der mittelalterliche Dachstuhl, der in Flammen aufgegangen war, wurde originalgetreu nachgebaut. Die Glocken wurden demontiert, in einer nordfranzösischen Gießerei überprüft und wieder eingesetzt. Selbst der Brandschutz wurde verbessert – eine Maßnahme, die man sich vor fünf Jahren hätte sparen können, wäre rechtzeitig in Prävention investiert worden.
Ab Samstag können auch normale Bürger die Türme wieder besuchen – sofern sie bereit sind, 16 Euro für ein Online-Ticket zu bezahlen. Die Eintrittskarten für den ersten Tag waren binnen einer halben Stunde ausverkauft. Der Andrang zeigt: Die Menschen sehnen sich nach Beständigkeit und historischer Verwurzelung in einer Zeit, in der traditionelle Werte zunehmend in Frage gestellt werden.
Symbol für Frankreichs gespaltene Prioritäten
Die Wiedereröffnung von Notre-Dame im Dezember 2024 wurde als Staatsakt zelebriert. Staats- und Regierungschefs aus aller Welt reisten an, darunter auch der damals frisch gewählte US-Präsident Donald Trump. Die Botschaft war klar: Frankreich kann Großes leisten, wenn es will.
Doch während in Paris Millionen in ein einzelnes Prestigeprojekt fließen, bröckeln andernorts die Fassaden. Kleinere Kirchen in der Provinz verfallen, weil das Geld für ihre Erhaltung fehlt. Die Prioritätensetzung offenbart die Kluft zwischen der glitzernden Hauptstadt und dem vernachlässigten Rest des Landes – ein Problem, das nicht nur Frankreich betrifft.
Notre-Dame mag wieder in altem Glanz erstrahlen, doch der wahre Preis dieses Wiederaufbaus zeigt sich nicht in Euro und Cent. Er zeigt sich in den vergessenen Kulturdenkmälern abseits der touristischen Pfade, in den Gemeinden, die ihre historischen Bauten nicht mehr unterhalten können. Während Macron die renovierten Türme besteigt, sollte er vielleicht auch einen Blick auf das werfen, was im Schatten von Notre-Dame liegt.
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