
OPEC+ bremst Ölförderung: Kartell kapituliert vor drohendem Angebotsüberschuss
Die Ölmärkte stehen vor einem Wendepunkt. Nach einer kurzen Videokonferenz von gerade einmal 14 Minuten hat die OPEC+ beschlossen, ihre Fördermengen im Dezember nur minimal um 137.000 Barrel pro Tag zu erhöhen – und dann erstmal die Bremse zu ziehen. Für das erste Quartal 2026 werden weitere Produktionssteigerungen auf Eis gelegt. Ein deutliches Signal, dass selbst das mächtige Ölkartell die Zeichen der Zeit nicht mehr ignorieren kann.
Das Ende der Preiskontrolle?
Was sich hier abzeichnet, ist nichts weniger als das Eingeständnis eines drohenden Kontrollverlusts. Die OPEC+, angeführt von Saudi-Arabien und Russland, hatte eigentlich geplant, schrittweise 1,65 Millionen Barrel pro Tag wieder auf den Markt zu bringen – Mengen, die vor zwei Jahren vom Markt genommen wurden. Doch die Realität holt die Ölscheichs ein: Die Nachfrage schwächelt, während das Angebot aus anderen Quellen sprudelt wie nie zuvor.
Besonders pikant: Die Entscheidung fällt in eine Zeit, in der die USA ihre Sanktionen gegen Russlands zwei größte Ölproduzenten massiv verschärft haben. Moskau, Co-Anführer der OPEC+, steht unter Druck wie selten zuvor. Gleichzeitig bereitet sich der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman auf ein Treffen mit US-Präsident Donald Trump vor, der wiederholt niedrigere Benzinpreise gefordert hat.
Märkte im Umbruch: China schwächelt, Amerika boomt
Die Brent-Rohölpreise sind in diesem Jahr bereits um etwa 13 Prozent gefallen und notierten zuletzt unter 65 Dollar pro Barrel. Was steckt dahinter? China, jahrelang der Wachstumsmotor des globalen Ölmarktes, zeigt deutliche Ermüdungserscheinungen. Zwar hat das Reich der Mitte seine strategischen Reserven mit über 500.000 Barrel pro Tag aufgefüllt, doch die strukturelle Nachfrageschwäche lässt sich damit nicht kaschieren.
„Die Welt steht vor einem beispiellosen Angebotsüberschuss", warnt die Internationale Energieagentur in Paris. Im laufenden Quartal könnte das Überangebot bereits drei Millionen Barrel pro Tag übersteigen.
Gleichzeitig boomt die Produktion auf dem amerikanischen Kontinent. Die US-Schieferölindustrie, lange Zeit der Dorn im Auge der OPEC, pumpt munter weiter – auch wenn Branchenvertreter bereits vor einem „Kipppunkt" warnen, da Investitionen zurückgehen.
Saudi-Arabiens teure Träume zerplatzen
Die Folgen der Preisschwäche treffen besonders Saudi-Arabien hart. Das Haushaltsdefizit des Königreichs vertiefte sich im dritten Quartal deutlich. Prestigeprojekte wie die futuristische Stadt Neom müssen zurückgefahren werden – der Traum von der Transformation weg vom Öl erweist sich als teurer, als die Scheichs kalkuliert hatten.
Führende Handelshäuser wie die Trafigura Group sehen den Angebotsüberschuss bereits als Realität an und verweisen auf die wachsenden Lagerbestände auf der weltweiten Tankerflotte. JPMorgan und Goldman Sachs prognostizieren weitere Preisrückgänge unter 60 Dollar pro Barrel – wobei deren notorisch schlechte Trefferquote bei Prognosen eher das Gegenteil vermuten lässt.
Zeitenwende am Ölmarkt
Was wir hier erleben, ist möglicherweise der Beginn einer neuen Ära. Die OPEC+, jahrzehntelang der unumstrittene Preissetzer am Ölmarkt, muss sich der Realität beugen. Die Zeiten, in denen das Kartell nach Belieben den Ölhahn auf- und zudrehen konnte, scheinen vorbei zu sein. Zu vielfältig sind die Angebotsquellen geworden, zu schwach die Nachfrage aus den traditionellen Wachstumsmärkten.
Für Anleger bedeutet diese Entwicklung: Die Volatilität am Ölmarkt dürfte zunehmen. In Zeiten solcher Unsicherheiten gewinnen traditionelle Wertaufbewahrungsmittel wie physische Edelmetalle wieder an Attraktivität. Gold und Silber bieten Schutz vor den Verwerfungen an den Rohstoffmärkten und sollten in keinem ausgewogenen Portfolio fehlen.
Hinweis: Dieser Artikel stellt keine Anlageberatung dar. Jeder Anleger muss seine Investitionsentscheidungen selbst treffen und trägt die volle Verantwortung für seine Anlageentscheidungen. Wir empfehlen, sich umfassend zu informieren und gegebenenfalls professionellen Rat einzuholen.
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