
Ostdeutsche sollen endlich stolz sein? Die wahre Bilanz nach 35 Jahren Einheit
Wenn CDU-Politiker Sven Schulze den Ostdeutschen mehr Stolz verordnen möchte, wirkt das wie ein schlechter Scherz aus dem politischen Kabarett. Der Mann, der 2026 Ministerpräsident in Sachsen-Anhalt werden möchte, diagnostiziert die hohe Unzufriedenheit im Osten als "eher Unsicherheit" und fordert zum Tag der Deutschen Einheit: "Wir Ostdeutschen müssen stolzer in den Spiegel schauen." Als ob Stolz eine Medizin wäre, die man einfach verschreiben könnte.
Die Realität hinter der Fassade
Schulze beklagt, dass die Leistungen der Ostdeutschen im Westen nicht ausreichend anerkannt würden. Dabei übersieht er geflissentlich die wahren Gründe für die Unzufriedenheit: Nach 35 Jahren Einheit verdienen Ostdeutsche im Schnitt immer noch weniger als ihre westdeutschen Kollegen. Die Vermögensverhältnisse sind noch dramatischer - während im Westen Generationen Vermögen aufbauen konnten, mussten die Ostdeutschen bei Null anfangen.
Die von Schulze angesprochenen "Umbrüche" sind keine Naturkatastrophen, sondern oft hausgemachte politische Fehlentscheidungen. Die Corona-Politik mit ihren überzogenen Maßnahmen, die verfehlte Energiewende, die zu explodierenden Strompreisen führte, und eine Migrationspolitik, die gerade in strukturschwachen Regionen für massive Probleme sorgt - all das sind keine schicksalhaften Ereignisse, sondern Resultate einer Politik, die an den Bedürfnissen der Menschen vorbeiregiert.
Die AfD als Sündenbock
Besonders aufschlussreich ist Schulzes kategorische Ablehnung einer Zusammenarbeit mit der AfD. "Sachsen-Anhalt wird keine Spielwiese für die AfD", tönt er. Dabei ignoriert er, dass in vielen ostdeutschen Regionen die AfD stärkste Kraft geworden ist - nicht weil die Menschen plötzlich extremistisch geworden wären, sondern weil sie sich von der etablierten Politik nicht mehr vertreten fühlen.
"Freie Wahlen wollten die Menschen damals in der DDR, heute haben wir sie", sagt Schulze. Doch was nützen freie Wahlen, wenn die gewählten Politiker die Sorgen und Nöte der Bürger ignorieren?
Die wahren Probleme beim Namen nennen
Statt den Menschen Stolz zu verordnen, sollte die Politik endlich die realen Probleme angehen. Die Deindustrialisierung ganzer Regionen, die Abwanderung junger Menschen, die marode Infrastruktur - das sind die Themen, die die Menschen bewegen. Nicht zu vergessen die explodierende Kriminalität, die gerade in ostdeutschen Städten für Verunsicherung sorgt.
Die neue Große Koalition unter Friedrich Merz verspricht zwar Besserung, doch die ersten Monate zeigen: Es bleibt beim Alten. Das 500-Milliarden-Sondervermögen für Infrastruktur klingt gut, wird aber über Generationen hinweg die Steuerzahler belasten - trotz Merz' Versprechen, keine neuen Schulden zu machen.
Ein Blick in die Zukunft
Die Ostdeutschen brauchen keinen verordneten Stolz, sondern echte Perspektiven. Sie brauchen eine Politik, die ihre Leistungen nicht nur anerkennt, sondern auch honoriert. Eine Politik, die nicht von oben herab Befindlichkeiten diagnostiziert, sondern die strukturellen Probleme anpackt.
Vielleicht sollten Politiker wie Schulze weniger in den Spiegel schauen und stattdessen mehr den Menschen zuhören. Dann würden sie verstehen, dass es nicht um mangelnden Stolz geht, sondern um berechtigte Kritik an einer Politik, die seit Jahren an den Bedürfnissen der Bürger vorbeiregiert. Die Menschen im Osten haben Großartiges geleistet - sie haben einen Systemwechsel gemeistert, Betriebe aufgebaut, sich neu erfunden. Was sie jetzt brauchen, ist keine Motivationsrede, sondern eine Politik, die ihre Interessen vertritt.

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