
Prag erstickt am Touristenwahn: Wenn Airbnb die Einheimischen verdrängt
Die goldene Stadt an der Moldau verkommt zur Kulisse für Sauftouristen und Selfie-Jäger. Was sich am vergangenen Samstag auf dem historischen Altstädter Ring abspielte, war mehr als nur ein skurriles Fußballspiel – es war ein verzweifelter Hilferuf der letzten verbliebenen Prager, die sich gegen ihre schleichende Vertreibung aus der eigenen Stadt wehren.
Theater des Widerstands: Team Prag gegen Team Airbnb
Mit beißender Ironie inszenierte die Initiative "Kolektiv 115" ein Fußballmatch, das die bittere Realität der tschechischen Hauptstadt widerspiegelt. Die Airbnb-Mannschaft versuchte, die Schiedsrichter zu bestechen – eine kaum verhüllte Anspielung auf die korrupte Allianz zwischen Plattformkapitalismus und politischer Untätigkeit. Dass am Ende das Prager Team gewann, mag symbolisch tröstlich sein. In der Realität sieht es düsterer aus.
Eine 25 Jahre in der Altstadt lebende Rentnerin brachte es auf den Punkt: Die Stadt werde von Horden rücksichtsloser Touristen überrannt, die sich zu sechst oder acht in Wohnungen einmieten würden, um sich "billig zu betrinken". Um drei oder vier Uhr morgens kämen sie zurück und richteten "im ganzen Haus Chaos an". Man fragt sich unwillkürlich: Ist das noch Gastfreundschaft oder schon Selbstaufgabe?
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache
Über acht Millionen Übernachtungsgäste zählte Prag im vergangenen Jahr – ein neuer Rekord, der wie Hohn klingt für jene, die verzweifelt nach bezahlbarem Wohnraum suchen. Bis zu 14.000 Betten würden illegal vermietet, schätzen Experten. Die Folgen sind verheerend: 20 Euro pro Quadratmeter kostet eine Wohnung mittlerweile – fast so viel wie in München, aber bei tschechischen Gehältern.
"Airbnb ist de facto ein illegales Geschäft"
So formulierte es ein junger Demonstrant, und er hat recht. Petr Městecký, Vorsitzender der Vereinigung für bezahlbaren Wohnraum, präzisierte: Legal sei nur die Vermietung leerstehender Zimmer in bewohnten Wohnungen, nicht aber die Umwandlung ganzer Wohnungen in Touristenunterkünfte. Doch das politische Establishment tue so, als sei das derzeitige Modell rechtens.
Politik des Versagens: Wenn Aufklärung zur Ausrede wird
Während Barcelona Airbnb verbieten will und Amsterdam strikte Obergrenzen einführt, setzt Tschechien auf "Aufklärung statt Verbote". Ein digitales Gästeregister soll es richten – als ob Registrierung das Problem lösen würde. Die geplante Gesetzesnovelle, die den Städten hätte erlauben sollen, Höchstgrenzen für Kurzzeitvermietungen festzulegen, hängt im Parlament fest. Man könnte meinen, die Lobbyisten hätten ganze Arbeit geleistet.
Diese politische Untätigkeit erinnert fatal an die deutsche Ampel-Koalition, die ebenfalls lieber diskutierte als handelte. Immerhin hat die neue Große Koalition unter Friedrich Merz versprochen, die Wohnungsnot anzugehen – ob sie dabei erfolgreicher sein wird als ihre tschechischen Nachbarn, bleibt abzuwarten.
Der Preis des Massentourismus
Was in Prag geschieht, ist kein isoliertes Phänomen. Von Mallorca bis Venedig, von Barcelona bis Amsterdam – überall wehren sich Einheimische gegen ihre Verdrängung durch den Massentourismus. Die Ironie dabei: Gerade die historischen Stadtzentren, die durch jahrhundertelange Pflege ihrer Bewohner zu dem wurden, was sie heute sind, werden nun zu reinen Touristenkulissen degradiert.
Die junge Frau bei der Demonstration hatte recht: "Es passiert nicht viel, um das zu verbessern." Solange die Politik den kurzfristigen Profit über die langfristige Lebensqualität stellt, werden Städte wie Prag weiter ausbluten. Am Ende bleibt eine leere Hülle – schön anzusehen für Touristen, unbewohnbar für jene, die sie zur Heimat machen wollen.
Ein Blick in die Zukunft
Vielleicht sollten wir uns wieder auf traditionelle Werte besinnen: Nachbarschaft statt Airbnb, Gemeinschaft statt Kommerz, Heimat statt Hotel. Denn was nützt die schönste Stadt, wenn niemand mehr in ihr leben kann? Die Prager haben mit ihrem symbolischen Fußballspiel ein Zeichen gesetzt. Nun liegt es an der Politik, endlich zu handeln – bevor es zu spät ist.
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