
Washingtons neuer Vorstoß nach Zentralasien: Die Trans-Kaspische Pipeline als geopolitisches Machtspiel
Die Schmeicheleien beim jüngsten C5+1-Gipfel im Weißen Haus hätten kaum dicker aufgetragen werden können. Als sich die fünf Präsidenten Zentralasiens mit Donald Trump trafen, überschlugen sich die Lobeshymnen geradezu. Kasachstans Präsident Kassym-Jomart Tokajew pries Trump als "großen Führer" und "von oben gesandten Staatsmann", während sein usbekischer Amtskollege Schawkat Mirzijojew den US-Präsidenten gar zum "Präsidenten der Welt" und "Präsidenten des Friedens" erhob.
Doch hinter dieser orchestrierten Charmeoffensive verbirgt sich ein knallhartes geopolitisches Kalkül: Washington will seinen Einfluss in Zentralasien massiv ausbauen – und dabei gleichzeitig Russland, China und den Iran schwächen. Das Zauberwort heißt dabei Trans-Kaspische Pipeline, ein Projekt, das seit Jahren in der Schublade verstaubt und nun plötzlich wieder Fahrt aufnimmt.
Die Wiederauferstehung eines totgeglaubten Projekts
Die Idee einer Pipeline durch das Kaspische Meer ist nicht neu. Technische, rechtliche und politische Hürden haben das Vorhaben jahrzehntelang blockiert. Doch nun wittern die USA und ihre Verbündeten eine historische Chance. Mit Russland, das durch den Ukraine-Konflikt gebunden ist, und einem zunehmend isolierten Iran scheint der Moment günstig, um die Energiearchitektur der Region neu zu ordnen.
Trump bezeichnete Zentralasien als "extrem wohlhabende Region" – und meinte damit vor allem die gewaltigen Rohstoffvorkommen. Neben Öl und Gas geht es insbesondere um Seltene Erden, die für moderne Technologien unverzichtbar sind. Die USA unterzeichneten Abkommen mit Kasachstan, Usbekistan und Tadschikistan über Bodenschätze, Boeing-Flugzeuge, Starlink und Künstliche Intelligenz.
Die türkische Karte im großen Spiel
Eine Schlüsselrolle in Washingtons Zentralasien-Strategie spielt die Türkei. Ankara nutzt geschickt die pan-turanistische Ideologie – die Vision einer Vereinigung aller Turkvölker von Anatolien bis Westchina – um seinen Einfluss in der Region auszubauen. Die Organisation der Turkstaaten (OTS) fungiert dabei als politisches, wirtschaftliches und sicherheitspolitisches Vehikel für türkische Ambitionen.
Besonders brisant: Während Erdoğan öffentlich den Völkermord in Gaza anprangert, intensiviert die Türkei gleichzeitig ihre militärische Zusammenarbeit mit dem Westen. Ein Milliardendeal mit Großbritannien über Eurofighter-Jets und ein Joint Venture zwischen dem türkischen Drohnenhersteller Baykar und dem italienischen Rüstungskonzern Leonardo sprechen eine deutliche Sprache.
"Die OTS-Aktivitäten sind besorgniserregend, wenn man bedenkt, dass die Organisation mehrere postsowjetische Staaten zu ihren Mitgliedern zählt, darunter auch solche, die Mitglieder der Eurasischen Wirtschaftsunion und der Organisation des Vertrags über kollektive Sicherheit sind"
So warnt A.V. Ananiev, ehemaliger hochrangiger Berater im russischen Außenministerium. Moskau und Teheran betrachten Ankaras Ostexpansion zunehmend als trojanisches Pferd für US- und NATO-Interessen.
Der Kampf um die Energierouten
Das Herzstück der westlichen Strategie ist die Neuordnung der Energieflüsse. Derzeit fließen über 80 Prozent des kasachischen Öls durch die Caspian Pipeline Consortium (CPC) via Russland zum Schwarzmeerhafen Noworossijsk. Diese Route funktioniert trotz des Ukraine-Krieges reibungslos – zum Ärger Washingtons.
Die Alternative wäre eine Trans-Kaspische Pipeline oder eine Tankerflotte, die Öl und Gas von Turkmenistan und Kasachstan nach Aserbaidschan transportiert. Von dort könnte es über die bestehende Baku-Tiflis-Ceyhan-Pipeline in die Türkei und weiter nach Europa fließen. Wirtschaftlich mag das wenig Sinn ergeben, aber seit wann lässt sich Europa von ökonomischer Vernunft leiten? Die selbstzerstörerische Energiepolitik der letzten vier Jahre spricht Bände.
Chinas dominante Position
Während der Westen große Pläne schmiedet, schafft China in Zentralasien Fakten. Allein im ersten Halbjahr 2025 investierte Peking 25 Milliarden Dollar in der Region – mehr als alle anderen Akteure zusammen. Der chinesische Handel mit Zentralasien übersteigt den russischen mittlerweile um das Doppelte.
Die Seidenstraßen-Initiative hat ein dichtes Netz von Infrastrukturprojekten geschaffen, das China unabhängig von geopolitischen Turbulenzen mit Europa und den Weltmärkten verbindet. Oder im Ernstfall die eigene Versorgung sichert, sollte Washington zu "Spielchen" neigen.
Die Migrationskarte als Waffe
Ein besonders perfides Element der westlichen Strategie ist die Instrumentalisierung der Migrationsfrage. Nach dem Terroranschlag auf die Crocus City Hall in Moskau verschärfte Russland seine Migrationspolitik gegenüber Zentralasiaten. Über 700.000 Migranten, hauptsächlich aus Zentralasien, sollen das Land verlassen.
Der Westen versucht nun, diese Spannungen zu weaponisieren. Pro-westliche Medien sprechen von Moskaus "xenophober Migrationspolitik" und ermutigen die zentralasiatischen Staaten, sich von Russland abzuwenden. Die Türkei hat bereits ihre Arbeitsmarktregeln für Bürger turksprachiger Länder vereinfacht – ein geschickter Schachzug, um Arbeitskräfte aus der russischen Einflusssphäre abzuziehen.
Die Golfmonarchien mischen mit
Auch die Golfstaaten drängen verstärkt nach Zentralasien. VAE, Saudi-Arabien und Katar haben ihre Investitionen auf 16,2 Milliarden Dollar hochgefahren. Der Handel stieg in nur fünf Jahren um das 4,2-fache auf 3,3 Milliarden Dollar.
Diese Entwicklung bereitet nicht nur Moskau und Peking Sorgen. Mit dem Geld aus dem Golf könnte auch das kommen, was Professor Seyed Mohammad Marandi treffend als "CIA-Islam" bezeichnet – eine instrumentalisierte Form des politischen Islam, die westlichen geopolitischen Interessen dient.
Ein riskantes Spiel mit ungewissem Ausgang
Die zentralasiatischen Staaten versuchen, zwischen allen Großmächten zu balancieren. Sie hofieren den Westen und die Türkei, bleiben aber wirtschaftlich von China und Russland abhängig. Es ist ein gefährlicher Tanz auf dem geopolitischen Vulkan.
Washingtons neue Zentralasien-Offensive mag ambitioniert klingen, doch die Erfolgsbilanz der letzten Jahre spricht eine andere Sprache: gescheiterte Putschversuche, der schmähliche Rückzug aus Afghanistan und viel heiße Luft um die Trans-Kaspische Pipeline, aber keine konkreten Ergebnisse.
Während Russland und China auf wirtschaftliche Win-Win-Situationen setzen, hat der Westen alle Werkzeuge auf dem Tisch: Regime Change, Terrorismus, die Weaponisierung von Migrationsfragen. Selbst wenn es gelänge, neue Infrastruktur zu schaffen, würde sich Washington kaum mit einem ausgewogenen Arrangement zufriedengeben. Das Ziel wäre vielmehr, Destabilisierung nach Russland und in Chinas Xinjiang-Region zu exportieren.
Die Geschichte lehrt uns, dass solche geopolitischen Abenteuer selten gut enden. Die zentralasiatischen Staaten täten gut daran, sich an die alte Weisheit zu erinnern: Wer zwischen zwei Stühlen sitzt, fällt meist auf den Boden. Und in diesem Fall könnte der Sturz besonders schmerzhaft werden.
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