
Chinesische Übernahme bei MediaMarkt und Saturn: Mitarbeiter zwischen Hoffnung und Ungewissheit
Die Nachricht schlug ein wie eine Bombe: Der chinesische E-Commerce-Gigant JD.com will die Ceconomy AG übernehmen und damit die Kontrolle über MediaMarkt und Saturn erlangen. Für die rund 1000 Beschäftigten in der Region Stuttgart stellt sich nun die bange Frage: Was bedeutet diese Übernahme für ihre Zukunft?
Mitternächtliche Überraschung für die Belegschaft
Christoph Breier, Marktleiter der MediaMarkt-Filiale in Stuttgart-Feuerbach, erinnert sich noch genau an den Moment, als die Nachricht eintraf. Kurz nach 23 Uhr erreichte ihn die E-Mail der Konzernführung – ein Zeitpunkt, der bereits viel über die Brisanz der Angelegenheit verrät. Die hastige Informationskaskade am nächsten Morgen offenbarte die Tragweite: Ein chinesischer Konzern, der jährlich 600 Millionen Kunden bedient, greift nach einem der letzten großen deutschen Elektronikhändler.
Die Reaktionen der Mitarbeiter seien von "Neugier" geprägt gewesen, versichert Breier. Doch zwischen den Zeilen lässt sich die Unsicherheit erahnen, die solche Übernahmen unweigerlich mit sich bringen. Wenn ausländische Investoren deutsche Traditionsunternehmen schlucken, folgen oft schmerzhafte Einschnitte – diese Erfahrung haben deutsche Arbeitnehmer in den vergangenen Jahren zur Genüge gemacht.
Drei Jahre Gnadenfrist – und dann?
JD.com verspricht zwar, für drei Jahre auf betriebsbedingte Kündigungen und Standortschließungen zu verzichten. Doch was nach Ablauf dieser Frist geschieht, bleibt im Dunkeln. Die Zusage beginnt zudem erst nach dem endgültigen Vertragsabschluss, der für das erste Halbjahr 2026 geplant ist. Faktisch könnten die ersten Einschnitte also frühestens 2029 erfolgen – eine Ewigkeit in der schnelllebigen Einzelhandelswelt.
"Mit den herausragenden Handels-, Logistik- und Technologiefähigkeiten von JD.com können wir unseren erfolgreichen Wachstumskurs nochmal forcieren", erklärt Ceconomy-CEO Kai-Ulrich Deissner.
Diese Aussage klingt nach den üblichen Durchhalteparolen, die bei Übernahmen verbreitet werden. Die Realität sieht oft anders aus: Wenn chinesische Konzerne ihre überlegene Logistik und Technologie einbringen, bedeutet das meist auch massive Automatisierung und Personalabbau.
Die Verlockung der chinesischen Effizienz
JD.com rühmt sich damit, 95 Prozent aller Online-Bestellungen noch am selben oder nächsten Tag auszuliefern. Diese beeindruckende Effizienz basiert auf hochautomatisierten Lagern, künstlicher Intelligenz und einem Heer von unterbezahlten Lieferfahrern – ein Geschäftsmodell, das in Deutschland auf erhebliche arbeitsrechtliche Hürden stoßen dürfte.
Marktleiter Breier zeigt sich beeindruckt von der IT-Struktur des chinesischen Partners und hofft auf "große Schritte nach vorne". Doch diese technologischen Fortschritte haben ihren Preis: In China hat JD.com tausende Arbeitsplätze durch Roboter und Algorithmen ersetzt. Es wäre naiv zu glauben, dass diese Strategie nicht auch in Deutschland verfolgt würde.
Ein Stück deutsche Wirtschaftsgeschichte geht zu Ende
Die Übernahme von MediaMarkt und Saturn durch JD.com reiht sich ein in eine lange Liste deutscher Unternehmen, die in ausländische Hände übergegangen sind. Von Kuka über Osram bis hin zu zahlreichen Mittelständlern – die deutsche Wirtschaft wird Stück für Stück ausverkauft. Während die Politik tatenlos zusieht, verliert Deutschland seine industrielle Basis und macht sich abhängig von ausländischen Investoren.
Dass die Gründerfamilie Kellerhals noch 25 Prozent der Anteile behält, mag als "Botschaft der Kontinuität" verkauft werden. In Wahrheit ist es jedoch nur ein schwacher Trost – die Kontrolle liegt künftig in Peking, nicht mehr in Ingolstadt.
Was bedeutet das für die Stuttgarter Filialen?
Die drei Stuttgarter Standorte – im Milaneo, in den Königsbau-Passagen und in Feuerbach – mögen vorerst sicher sein. Doch die Erfahrung lehrt: Wenn die Schonfrist abläuft, werden Filialen nach rein betriebswirtschaftlichen Kriterien bewertet. Standorte, die nicht die gewünschte Rendite abwerfen, verschwinden schneller, als man "Strukturwandel" sagen kann.
Die Mitarbeiter täten gut daran, sich nicht von den warmen Worten der Unternehmensführung einlullen zu lassen. Die Geschichte zeigt: Wenn chinesische Konzerne westliche Unternehmen übernehmen, folgt meist eine radikale Transformation. Arbeitsplätze werden abgebaut, Produktionen verlagert, Know-how abgezogen. Am Ende bleibt oft nur eine leere Hülle zurück – und die Erinnerung an bessere Zeiten, als deutsche Unternehmen noch in deutschen Händen waren.
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