
Edelmetalle im Spannungsfeld: Warum Gold und Silber trotz Krisenstimmung nicht durchstarten
Die Finanzmärkte befinden sich in einem bemerkenswerten Zustand der Lähmung. Während die geopolitischen Spannungen zwischen den USA und dem Iran neue Höchststände erreichen und die Welt mit angehaltenem Atem auf eine mögliche Eskalation wartet, verharren Gold und Silber in engen Handelsspannen. Ein Paradoxon, das selbst erfahrene Marktbeobachter verwundert zurücklässt.
Der starke Dollar als Spielverderber
Gold notierte am Montag bei etwa 3.355 US-Dollar pro Unze, nachdem es erneut daran gescheitert war, die Marke von 3.360 Dollar nachhaltig zu überwinden. Der Grund? Ein erstarkender US-Dollar, der nach den jüngsten Militärschlägen der USA auf iranische Atomanlagen neue Kraft gewonnen hat. Es scheint, als würde die Weltleitwährung ihre Rolle als sicherer Hafen in Krisenzeiten zurückerobern – zum Leidwesen der Edelmetallanleger.
Die Federal Reserve trägt ihren Teil zu dieser Entwicklung bei. Mit ihrer hawkischen Haltung und der Aussicht auf lediglich zwei Zinssenkungen im Jahr 2024 hält sie den Dollar stark und die Edelmetalle unter Druck. Ein Rohstoffstratege einer globalen Bank brachte es treffend auf den Punkt: "Gold ist gefangen zwischen steigenden geopolitischen Risikoprämien und einer Federal Reserve, die sich weigert, aggressiv zu lockern."
Silber kämpft mit technischen Hürden
Noch dramatischer stellt sich die Lage bei Silber dar. Das weiße Metall dümpelt um die 36-Dollar-Marke herum, nachdem es kurzzeitig auf 35,94 Dollar abgerutscht war. Die technische Widerstandsmarke bei 36,31 Dollar erweist sich als unüberwindbare Hürde. Händler zeigen sich zurückhaltend, ohne klare Richtungsvorgaben neue Positionen einzugehen.
Die Märkte befinden sich in einer Art Schockstarre – gefangen zwischen der Angst vor einer militärischen Eskalation im Nahen Osten und der Realität einer restriktiven Geldpolitik.
Technische Analyse offenbart Schwäche
Die Charts sprechen eine deutliche Sprache: Gold handelt weiterhin innerhalb eines absteigenden Kanals, wobei der Preis kürzlich am 50-Tage-Durchschnitt bei 3.371 Dollar abgeprallt ist. Die nächste bedeutende Unterstützung liegt bei 3.340 Dollar, gefolgt von der unteren Kanalbegrenzung bei 3.319 Dollar. Solange die Bullen es nicht schaffen, die Marke von 3.388 Dollar zurückzuerobern, bleibt der Weg des geringsten Widerstands nach unten gerichtet.
Bei Silber zeigt sich ein ähnliches Bild. Zwar konnte das Metall von der Unterstützung bei 35,67 Dollar abprallen, doch der Erholungsversuch wurde prompt am 50-Tage-Durchschnitt bei 36,31 Dollar gestoppt. Die enge Handelsspanne zwischen 35,86 und 36,31 Dollar deutet auf eine baldige richtungsweisende Bewegung hin.
Die Crux mit der modernen Geldpolitik
Was wir hier beobachten, ist ein Lehrstück über die Perversion moderner Geldpolitik. Jahrelang haben die Notenbanken mit ihrer ultralockeren Politik die Märkte geflutet und Vermögenspreisblasen geschaffen. Nun, da die Inflation außer Kontrolle geraten ist, müssen sie die Zügel anziehen – ausgerechnet in einer Zeit erhöhter geopolitischer Unsicherheit.
Die neue Bundesregierung unter Friedrich Merz scheint diese Lektion noch nicht gelernt zu haben. Trotz vollmundiger Versprechen, keine neuen Schulden zu machen, plant sie ein 500-Milliarden-Euro-Sondervermögen für Infrastruktur. Ein Schritt, der die Inflation weiter anheizen und kommende Generationen mit einer erdrückenden Schuldenlast belasten wird.
PMI-Daten im Fokus
Die Märkte richten ihren Blick nun auf die anstehenden globalen PMI-Daten, die Aufschluss über die wirtschaftliche Dynamik in den USA, Europa und Asien geben sollen. Gleichzeitig bleiben die Entwicklungen im Nahen Osten im Fokus, insbesondere mögliche Signale für eine Ausweitung des regionalen Konflikts.
Analysten erwarten, dass Gold und Silber vorerst in ihren engen Handelsspannen verharren werden. Für Gold gelten 3.340 bis 3.388 Dollar als unmittelbare Unterstützungs- und Widerstandsniveaus, für Silber 35,60 bis 36,45 Dollar.
Physische Edelmetalle als Anker in stürmischen Zeiten
In diesem Umfeld der Unsicherheit zeigt sich einmal mehr der wahre Wert physischer Edelmetalle. Während Papiergold und -silber den Launen der Derivatemärkte und der Geldpolitik ausgeliefert sind, bieten physische Münzen und Barren einen greifbaren Schutz vor den Unwägbarkeiten unserer Zeit. Sie sind nicht nur ein Hedge gegen Inflation und Währungsturbulenzen, sondern auch eine Versicherung gegen das Versagen des Finanzsystems.
Die aktuelle Konsolidierung bei Gold und Silber sollte daher nicht als Schwäche, sondern als Gelegenheit verstanden werden. Kluge Anleger nutzen solche Phasen, um ihre Bestände an physischen Edelmetallen aufzustocken – bevor die nächste Krise die Preise in neue Höhen treibt.
Hinweis: Dieser Artikel stellt keine Anlageberatung dar. Jeder Anleger muss seine Investitionsentscheidungen selbst treffen und trägt die volle Verantwortung für seine Anlageentscheidungen. Wir empfehlen, sich umfassend zu informieren und gegebenenfalls professionellen Rat einzuholen, bevor Anlageentscheidungen getroffen werden.