
Germanisches Nationalmuseum restituiert NS-Raubkunst an jüdische Erben – Ein längst überfälliger Akt der Gerechtigkeit
Es hat Jahrzehnte gedauert, doch nun kehren fünf Kunstwerke dorthin zurück, wo sie hingehören: in die Hände der rechtmäßigen Erben. Das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg hat sich endlich seiner historischen Verantwortung gestellt und Objekte restituiert, die einst den jüdischen Kunsthändlern der Familie Lion geraubt wurden. Eine späte Wiedergutmachung – aber immerhin eine.
Das dunkle Erbe der NS-Zeit
Die Brüder Louis, Hans und Fritz Lion betrieben einst ein florierendes Kunsthandelsgeschäft. Dann kamen die Nationalsozialisten an die Macht, und für die jüdische Familie begann ein Albtraum. Unter dem brutalen Druck des Regimes wurden sie gezwungen, ihr Lebenswerk aufzugeben. Ihre Kunstschätze verschwanden in den Sammlungen deutscher Museen – ein Schicksal, das unzählige jüdische Familien in jener finsteren Epoche teilten.
Dass diese Verbrechen auch achtzig Jahre später noch aufgearbeitet werden müssen, zeigt, wie tief die Wunden des Nationalsozialismus in der deutschen Geschichte sitzen. Die Provenienzforschung, also die Erforschung der Herkunft von Kunstwerken, hat in den vergangenen Jahren erheblich an Bedeutung gewonnen. Und das aus gutem Grund.
Vergoldete Vasen und ein seltenes Kreuz
Unter den restituierten Objekten befinden sich wahre Kostbarkeiten: eine vergoldete Vase aus dem 18. Jahrhundert sowie ein sechsteiliger Paravent aus dem 19. Jahrhundert. Vier der fünf Kunstwerke gehen nun vollständig an die Erbengemeinschaft zurück.
Ein besonderes Stück jedoch bleibt in Nürnberg – allerdings auf rechtlich einwandfreie Weise. Das Museum erwarb ein kunsthistorisch bedeutsames Vortragekreuz von den Erben zurück. Diese um 1310 bei Regensburg entstandene Arbeit gilt als Seltenheit, da sie beidseitig mit einem gekreuzigten Christus bemalt ist. Solche Prozessionskreuze wurden einst bei kirchlichen Umzügen vorangetragen.
„Die nun gefundene Lösung würdigt das Schicksal der verfolgten Brüder Lion und stellt einen wichtigen Akt der historischen Gerechtigkeit in Nürnberg dar"
So formulierte es Erbenanwalt Hannes Hartung. Die Erbengemeinschaft selbst lobte den konstruktiven Dialog mit dem Museum und die zügige Bearbeitung ihres Anliegens.
Ein Vorbild für andere Institutionen?
Man möchte meinen, dass derartige Restitutionen längst zur Selbstverständlichkeit geworden wären. Doch die Realität sieht anders aus. Noch immer lagern in deutschen Museen, Bibliotheken und Archiven unzählige Objekte, deren Herkunft ungeklärt ist oder deren Rückgabe an die rechtmäßigen Eigentümer verschleppt wird. Bürokratische Hürden, mangelnde Ressourcen für die Provenienzforschung und bisweilen auch schlichte Unwilligkeit verzögern die Aufarbeitung.
Das Germanische Nationalmuseum hat mit seiner Entscheidung ein Zeichen gesetzt. Die Kombination aus Restitution und fairem Rückkauf eines besonders bedeutsamen Stückes zeigt, dass pragmatische Lösungen möglich sind, die sowohl den Interessen der Erben als auch dem öffentlichen Interesse an der Bewahrung von Kulturgütern gerecht werden.
Die Verantwortung bleibt
Deutschland trägt eine besondere historische Last. Die systematische Beraubung jüdischer Familien während der NS-Zeit war Teil eines beispiellosen Verbrechens. Jede Rückgabe geraubter Kunstwerke ist daher mehr als nur ein juristischer Akt – sie ist ein Bekenntnis zur historischen Wahrheit und zur Würde der Opfer. Dass dies auch 2025 noch notwendig ist, sollte uns nachdenklich stimmen.

- Kettner Edelmetalle News
- Finanzen
- Wirtschaft
- Politik











