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31.10.2025
15:12 Uhr

Israels innerer Kulturkampf: Hunderttausende protestieren gegen Verhaftung von Wehrdienstflüchtlingen

Während Israel an mehreren Fronten kämpft und die Armee händeringend nach Rekruten sucht, eskaliert der jahrzehntealte Konflikt zwischen säkularem Staat und religiöser Tradition. Hunderttausende ultraorthodoxe Juden, die sogenannten Haredim, versammelten sich am Donnerstag in Jerusalem zu einer Massenkundgebung gegen die Verhaftung von Jeschiwa-Studenten, die sich dem Militärdienst entziehen.

Ein seltener Schulterschluss der Zerstrittenen

Was israelische Medien als "seltene Demonstration der Einheit" bezeichnen, offenbart in Wahrheit die tiefe Spaltung der israelischen Gesellschaft. Die verschiedenen Haredi-Fraktionen, die sich sonst in politischen und staatlichen Belangen oft unversöhnlich gegenüberstehen, fanden unter dem Banner "Schrei der Tora" zusammen. Fast alle ultraorthodoxen Führer riefen ihre Anhänger zur Teilnahme auf – ein Zeichen dafür, wie existenziell sie die aktuelle Bedrohung ihrer Lebensweise empfinden.

Einzig die Jerusalem-Fraktion unter Rabbi Azriel Auerbach verweigerte die Teilnahme. Sein Vorwurf: Die Organisatoren würden nicht klar genug die vollständige Wiederherstellung des traditionellen "Torato Omanuto"-Systems fordern, das Tora-Studenten vom Militärdienst befreit. "Nachdem mir nicht klargemacht wurde, dass der Zweck der Kundgebung darin besteht, öffentlich zu erklären, dass die ultraorthodoxe Gemeinschaft die Wiederherstellung der Torato-Omanuto-Regelung fordert, kann ich keine Teilnahme an dieser Kundgebung anordnen", erklärte Auerbach in einem öffentlichen Brief.

Tora-Studium als spiritueller Dienst

Für die Haredim ist die Befreiung vom Wehrdienst keine Frage der Bequemlichkeit, sondern des religiösen Überlebens. Das Tora-Studium gilt in ihrer Weltanschauung als spiritueller Dienst an der Nation, gleichwertig zum Militärdienst. Diese Überzeugung kollidiert frontal mit den Bedürfnissen eines Staates, der sich in einem existenziellen Mehrfrontenkrieg befindet und dringend Soldaten benötigt.

Die Veranstaltung selbst spiegelte die traditionelle Struktur der ultraorthodoxen Gemeinschaft wider: keine Reden, keine zentrale Bühne. Stattdessen standen Rabbiner an verschiedenen Orten, während die Massen Psalmen und Gebete rezitierten. "Einige werden auf Balkonen mit Blick auf die Straßen stehen, wo die Kundgebung stattfindet, andere bleiben in ihren Autos", erklärte ein Organisator. Die Koordination einer zentralen Plattform für solche Menschenmassen sei "unmöglich".

Geschlechtertrennung und Gegenproteste

Bezeichnend für die strenge religiöse Ordnung war auch die Anweisung an Frauen, separat zu beten. "Frauen Israels aus der Stadt Jerusalem, die an der Veranstaltung teilnehmen möchten, werden sich in einem ausgewiesenen Bereich versammeln", hieß es in einer offiziellen Mitteilung. Andere wurden aufgefordert, "sich den Gebeten anzuschließen, wo immer sie sind".

Die Polizei bereitete sich auf mögliche Ausschreitungen durch radikale Anhänger von Rabbi Zvi Friedman vor, deren Gruppe bereits einen Tag zuvor eine Anhörung des Obersten Gerichtshofs gestört hatte. "Wir erwarten, dass die Polizei mit voller Kraft gegen sie vorgehen wird, damit sie unsere Gebetskundgebung nicht in eine gewalttätige Veranstaltung verwandeln", warnte eine Quelle.

Parallel organisierten die "Koalition der Dienstorganisationen und Familien von Reservisten", darunter Hinterbliebene und verwundete Soldaten, eine Gegendemonstration. Diese Konfrontation verdeutlicht die wachsende Kluft zwischen jenen, die an der Front ihr Leben riskieren, und jenen, die sich auf religiöse Privilegien berufen.

Ein Staat im Zwiespalt

Die Massenproteste erfolgen vor dem Hintergrund einer Entscheidung des israelischen Obersten Gerichtshofs, wonach Jeschiwa-Studenten zum Militärdienst eingezogen werden müssen. Diese Regelung wurde 2024 angesichts der steigenden Verluste in Gaza eingeführt, als die israelische Armee mit einem beispiellosen Rekrutenmangel kämpfte.

Prominente ultraorthodoxe Führer haben ihre Anhänger wiederholt aufgefordert, Einberufungsbefehle zu ignorieren. Einige radikale Gruppen gingen sogar so weit, israelische Flaggen zu verbrennen – ein Akt, der die tiefe Entfremdung zwischen religiösen Hardlinern und dem säkularen Staat symbolisiert.

Diese innere Zerrissenheit offenbart ein fundamentales Dilemma des modernen Israel: Wie kann ein Staat, der sich als jüdisch und demokratisch definiert, die Bedürfnisse seiner säkularen Mehrheit mit den religiösen Ansprüchen einer wachsenden ultraorthodoxen Minderheit in Einklang bringen? Während das Land an mehreren Fronten um sein Überleben kämpft, droht dieser innere Kulturkampf die nationale Einheit zu untergraben – eine Entwicklung, die Israels Feinde mit Genugtuung beobachten dürften.

"Die Debatte über das Gesetz läuft noch und gehört in die Knesset. Aber nach den Verhaftungen und der Verfolgung gegen uns wurde dennoch beschlossen zu protestieren."

Diese Worte eines Organisators zeigen, dass der Konflikt weit über juristische Fragen hinausgeht. Es ist ein Kampf um die Seele Israels, zwischen jenen, die den Staat als moderne Demokratie sehen, und jenen, für die religiöse Gesetze über weltlichen Verpflichtungen stehen. In einer Zeit, in der nationale Einheit überlebenswichtig wäre, scheint Israel tiefer gespalten denn je.

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