
Japans Rückkehr zur Kernkraft: Weltgrößtes Atomkraftwerk nimmt nach 15 Jahren wieder Betrieb auf
Während Deutschland seine letzten Kernkraftwerke abgeschaltet hat und sich in eine energiepolitische Sackgasse manövriert, geht Japan den entgegengesetzten Weg. Das Land der aufgehenden Sonne steht kurz davor, das weltweit größte Kernkraftwerk Kashiwazaki-Kariwa wieder in Betrieb zu nehmen – fast 15 Jahre nach der Fukushima-Katastrophe. Ein Schritt, der zeigt, wie pragmatische Energiepolitik aussehen kann.
Ein Meilenstein für die japanische Energiewende
Die Anlage, die etwa 220 Kilometer nordwestlich von Tokio liegt, gehörte zu den 54 Reaktoren, die nach dem verheerenden Erdbeben der Stärke 9,0 und dem darauffolgenden Tsunami im März 2011 stillgelegt wurden. Doch Japan hat erkannt, was deutsche Politiker offenbar nicht wahrhaben wollen: Eine moderne Industrienation kann nicht allein auf Wind und Sonne setzen, wenn sie wirtschaftlich wettbewerbsfähig bleiben will.
Die Präfekturversammlung von Niigata hat am 22. Dezember grünes Licht für den Neustart gegeben. Gouverneur Hideyo Hanazumi, der die Wiederinbetriebnahme unterstützt, betonte nach der Abstimmung:
"Dies ist ein Meilenstein, aber nicht das Ende. Es gibt kein Ende, wenn es darum geht, die Sicherheit der Einwohner von Niigata zu gewährleisten."
Wirtschaftliche Vernunft siegt über ideologische Bedenken
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache. Japan gab im vergangenen Jahr 10,7 Billionen Yen – umgerechnet etwa 68 Milliarden Dollar – für importiertes Flüssigerdgas und Kohle aus. Das entspricht einem Zehntel der gesamten Importkosten des Landes. Fossile Brennstoffe machen derzeit 60 bis 70 Prozent der japanischen Stromerzeugung aus – eine Abhängigkeit, die das Land verwundbar macht.
Premierministerin Sanae Takaichi hat ihre Unterstützung für die Wiederinbetriebnahme von Kernkraftwerken deutlich gemacht. Die Regierung hat sich das ambitionierte Ziel gesetzt, den Anteil der Kernenergie am Strommix bis 2040 auf 20 Prozent zu verdoppeln. Ein Ziel, das angesichts des steigenden Energiebedarfs durch Rechenzentren für künstliche Intelligenz umso dringlicher erscheint.
Die Kapazität von Kashiwazaki-Kariwa
Mit einer Gesamtkapazität von 8,2 Gigawatt kann das Kraftwerk mehrere Millionen Haushalte mit Strom versorgen. Allein der erste Reaktor könnte die Stromversorgung des Großraums Tokio um zwei Prozent steigern – eine nicht unerhebliche Menge für eine der größten Metropolregionen der Welt.
Lehren aus Fukushima – aber keine Hysterie
Natürlich gibt es auch in Japan kritische Stimmen. Etwa 300 Demonstranten versammelten sich vor der Präfekturversammlung mit Schildern wie "No Nukes". Eine Umfrage im Oktober ergab, dass 60 Prozent der Anwohner die Bedingungen für einen Neustart nicht als erfüllt ansehen. Doch die japanische Regierung lässt sich von solchen Protesten nicht beirren.
Interessanterweise haben Experten festgestellt, dass die Evakuierung nach Fukushima möglicherweise mehr Schaden angerichtet hat als die Strahlung selbst. Der Stress der Umsiedlung, insbesondere bei älteren Menschen, forderte seinen Tribut. Manche Wissenschaftler kommen zu dem Schluss, dass die Verluste an Menschenleben geringer gewesen wären, wenn die Bewohner an Ort und Stelle geblieben wären.
Deutschland sollte genau hinschauen
Während Japan 14 seiner 33 noch betriebsfähigen Reaktoren wieder ans Netz gebracht hat und sogar den Bau neuer Anlagen plant, hat Deutschland seine letzten drei Kernkraftwerke im April 2023 abgeschaltet. Eine Entscheidung, die angesichts steigender Energiepreise und einer zunehmend instabilen Stromversorgung immer fragwürdiger erscheint.
Tokyo Electric Power Company (TEPCO), der Betreiber von Kashiwazaki-Kariwa, hat zugesagt, in den nächsten zehn Jahren 100 Milliarden Yen (etwa 641 Millionen Dollar) in die Region zu investieren. Die Aktienkurse des Unternehmens stiegen nach der Abstimmung um zwei Prozent – ein Zeichen dafür, dass die Märkte die Entscheidung begrüßen.
Japan zeigt der Welt, dass eine verantwortungsvolle Nutzung der Kernenergie möglich ist. Das Land hat aus Fukushima gelernt, aber es hat sich nicht von irrationalen Ängsten leiten lassen. Stattdessen setzt es auf verbesserte Sicherheitsstandards und eine realistische Einschätzung der Risiken. Eine Lektion, die auch deutsche Politiker dringend beherzigen sollten – bevor die Lichter ausgehen.

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