
Merz' Anzeigenflut: Wenn der Kanzler zum Klagekaiser wird
Die deutsche Politik hat offenbar ein neues Hobby entdeckt: das massenhafte Anzeigen von Bürgern wegen Bagatellbeleidigungen. An der Spitze dieser fragwürdigen Bewegung steht ausgerechnet der Mann, der Deutschland aus der Krise führen sollte – Bundeskanzler Friedrich Merz. Was die Welt am Sonntag nun enthüllte, wirft ein bezeichnendes Licht auf die Dünnhäutigkeit unserer politischen Elite.
Tausende Anzeigen wegen "Arschloch" und "Suffkopf"
Während seiner Zeit als Oppositionsführer ließ Merz systematisch das Internet nach kritischen Kommentaren durchforsten. Das Ergebnis: Hunderte, möglicherweise sogar Tausende Strafanträge. Die Dokumente einer beauftragten Anwaltskanzlei sollen bis zur Nummer 4999 reichen – eine schwindelerregende Zahl, die selbst die notorischen Anzeigenerstatter Habeck und Strack-Zimmermann in den Schatten stellt.
Die inkriminierten Äußerungen reichten dabei von derben Beschimpfungen wie "Arschloch" bis hin zu alkoholbezogenen Beleidigungen. Man fragt sich unweigerlich: Hat ein Bundeskanzler wirklich nichts Besseres zu tun, als jeden unflätigen Kommentar im Netz verfolgen zu lassen?
Der Fall der Rollstuhlfahrerin
Besonders erschütternd ist der Fall einer schwerbehinderten Rentnerin. Die im Rollstuhl lebende Frau hatte Merz als "kleinen Nazi" bezeichnet – sicherlich keine feine Art, aber rechtfertigt das eine Hausdurchsuchung? Ihr Mobiltelefon wurde beschlagnahmt, ihre Wohnung durchsucht. Ein Vorgehen, das an autoritäre Regime erinnert, nicht an eine funktionierende Demokratie.
"Ein Eingeständnis schützt aber nicht immer vor Schikane"
Diese treffende Feststellung aus dem Originalbericht zeigt die ganze Absurdität des Systems. Selbst wer seine verbale Entgleisung zugibt, muss mit unverhältnismäßigen Konsequenzen rechnen.
Die Klage-Industrie boomt
Hinter Merz' Anzeigenflut steckt ein perfides System. Das Start-up "So Done", gegründet von der ehemaligen JuLi-Vorsitzenden Franziska Brandmann und dem FDP-Anwalt Alexander Brockmeier, hat sich auf die KI-gestützte Jagd nach "Hasskommentaren" spezialisiert. Das Geschäftsmodell: Die Hälfte des erstrittenen Schmerzensgeldes kassiert die Firma selbst.
Zu den illustren Kunden dieser digitalen Denunzianten-Agentur gehören neben Merz auch andere CDU-Größen wie Julia Klöckner und Dorothee Bär. Selbst Robert Habeck und Marie-Agnes Strack-Zimmermann warben einst für den Dienst – bis sie dafür abgemahnt wurden. Die Neutralitätspflicht von Regierungsmitgliedern scheint in Deutschland nur noch auf dem Papier zu existieren.
Die Ampel-Minister als Vorreiter
Die gescheiterte Ampel-Regierung hatte bereits vorgemacht, wie man Kritiker mundtot macht. Habecks Ressort stellte zwischen Legislaturbeginn und August 2024 sage und schreibe 805 Strafanzeigen. Annalena Baerbock kam auf 513, während Strack-Zimmermann angeblich 250 Anzeigen pro Monat erstattete. Diese Zahlen offenbaren eine besorgniserregende Entwicklung: Unsere Politiker scheinen mehr Zeit mit der Verfolgung von Beleidigungen als mit echter Politik zu verbringen.
Paragraph 188 StGB – Ein Freibrief für empfindliche Politiker
Ermöglicht wird diese Klageflut durch Paragraph 188 des Strafgesetzbuches. Dieser erlaubt es, "beleidigende Äußerungen gegen Personen des politischen Lebens" auch ohne Strafantrag zu verfolgen. Was als Schutz vor echtem Hass gedacht war, mutierte zum Instrument zur Unterdrückung jeglicher Kritik.
Die AfD forderte bereits die Abschaffung dieses Paragraphen – ein seltener Fall, in dem man der Oppositionspartei zustimmen muss. Die aktuelle Rechtslage schafft eine Zweiklassengesellschaft: Politiker genießen Sonderschutz, während normale Bürger für jeden unbedachten Kommentar mit Hausdurchsuchungen rechnen müssen.
Die Verhältnismäßigkeit ist längst verloren
Wenn wegen eines "Schwachkopf"-Kommentars Wohnungen durchsucht und Elektronikgeräte beschlagnahmt werden, läuft etwas fundamental schief in unserem Rechtsstaat. Die Justiz wird zum willfährigen Vollstrecker politischer Empfindlichkeiten, statt sich um echte Kriminalität zu kümmern.
Merz behauptet zwar, alle erstrittenen Gelder an soziale Projekte in seinem Wahlkreis zu spenden. Doch das ändert nichts an der Tatsache, dass hier mit Kanonen auf Spatzen geschossen wird. Ein Bundeskanzler, der seine Bürger wegen jeder Kleinigkeit vor Gericht zerrt, sendet ein fatales Signal: Kritik ist unerwünscht, Widerspruch wird bestraft.
Ein Armutszeugnis für die Demokratie
Was sagt es über den Zustand unserer Demokratie aus, wenn Politiker mehr Energie in die Verfolgung von Beleidigungen als in die Lösung echter Probleme stecken? Während Deutschland mit Wirtschaftskrise, Migrationsproblemen und explodierender Kriminalität kämpft, beschäftigen sich unsere Volksvertreter damit, jeden kritischen Tweet zu ahnden.
Die neue Große Koalition unter Merz hatte versprochen, vieles anders zu machen als die gescheiterte Ampel. Doch in puncto Dünnhäutigkeit übertrifft der CDU-Kanzler seine Vorgänger noch. Statt die drängenden Probleme des Landes anzupacken, perfektioniert er das System der digitalen Gesinnungsschnüffelei.
Deutschland braucht keine Politiker, die bei jeder Kritik zur Anzeige greifen. Es braucht Führungspersönlichkeiten mit Rückgrat, die auch harte Worte aushalten können. Merz' Anzeigenflut ist ein Armutszeugnis – nicht für die Bürger, die ihrem Unmut Luft machen, sondern für einen Kanzler, der offenbar vergessen hat, wem er eigentlich dient.
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