
Nahost-Verhandlungen: Trumps Friedensplan stößt auf geteiltes Echo
Die indirekten Gespräche zwischen Israel und der Hamas im ägyptischen Scharm el-Scheich haben begonnen – und die ersten Signale klingen verhalten optimistisch. Während ägyptische Medien von einer "positiven Atmosphäre" berichten, zeigt sich bei genauerer Betrachtung ein komplexes Bild voller Widersprüche und ungelöster Konflikte.
Ein Plan mit 20 Punkten – und vielen Fragezeichen
Donald Trump präsentiert sich einmal mehr als der große Dealmaker. Sein 20-Punkte-Plan für Gaza soll den fast zweijährigen Krieg beenden. Die Kernforderungen klingen auf dem Papier vernünftig: Freilassung aller Geiseln, Entwaffnung der Hamas, schrittweiser Abzug der israelischen Armee. Doch der Teufel steckt wie so oft im Detail.
Besonders brisant erscheint Trumps Vorschlag einer Übergangsregierung unter seiner persönlichen Führung. Man fragt sich unwillkürlich: Ist das die Rückkehr amerikanischer Weltpolizei-Politik durch die Hintertür? Während die Biden-Administration den Nahen Osten weitgehend sich selbst überließ, scheint Trump wieder direkt eingreifen zu wollen.
Die Hamas pokert hoch
Die Terrororganisation Hamas zeigt sich nur teilweise kooperativ. Zwar stimmte sie dem Geisel-Freilassungsplan grundsätzlich zu – ein Austausch von etwa 45 israelischen Geiseln gegen fast 2.000 palästinensische Häftlinge steht im Raum. Doch bei der entscheidenden Machtfrage bleibt die Hamas stur: Sie besteht auf einem Mitspracherecht bei der künftigen Verwaltung Gazas.
"Ich denke die Hamas hat Dingen zugestimmt, die sehr wichtig sind. Wir werden einen Gaza-Deal haben, da bin ich mir ziemlich sicher."
Trumps Optimismus in allen Ehren, aber seine eigenen "roten Linien" könnten genau hier verlaufen. Eine Hamas mit politischer Macht in Gaza wäre für Israel inakzeptabel – und würde Trumps gesamten Plan ad absurdum führen.
Netanjahus Drahtseilakt
Israels Premierminister Benjamin Netanjahu befindet sich in einer delikaten Position. Einerseits unterstützt er offiziell Trumps Initiative, andererseits muss er innenpolitisch Härte zeigen. Die Forderung nach vollständiger Entmachtung der Hamas ist für die israelische Öffentlichkeit nicht verhandelbar – zu tief sitzen die Wunden des 7. Oktober 2023.
Die logistischen Herausforderungen sind dabei noch gar nicht berücksichtigt. Experten bezweifeln, dass die versprochene Geiselfreilassung binnen 72 Stunden machbar wäre. Wer kontrolliert welche Geiseln? Wie soll der Austausch konkret ablaufen? Diese praktischen Fragen könnten schnell zu neuen Konflikten führen.
Deutschlands fragwürdige Rolle
Während in Scharm el-Scheich verhandelt wird, übt sich die deutsche Bundesregierung in gewohnter Zurückhaltung. Die Große Koalition unter Friedrich Merz scheint die außenpolitische Passivität ihrer Vorgänger fortzusetzen. Dabei wäre gerade jetzt eine klare deutsche Position gefragt – nicht nur aus historischer Verantwortung gegenüber Israel, sondern auch im eigenen Sicherheitsinteresse.
Die eskalierende Gewalt im Nahen Osten hat direkte Auswirkungen auf Deutschland. Die Migrationsbewegungen der vergangenen Jahre haben gezeigt, wie schnell regionale Konflikte zu europäischen Herausforderungen werden können. Eine dauerhafte Befriedung Gazas läge also durchaus im deutschen Interesse.
Zwischen Hoffnung und Skepsis
Die Gespräche sollen noch bis zum 10. Oktober andauern – Zeit genug für weitere Wendungen. Trumps Engagement ist dabei durchaus bemerkenswert. Nach Jahren des außenpolitischen Rückzugs der USA unter Biden zeigt Washington wieder Präsenz. Ob dies allerdings ausreicht, um einen der komplexesten Konflikte der Weltgeschichte zu lösen, darf bezweifelt werden.
Die Geschichte lehrt uns: Schnelle Lösungen im Nahen Osten sind meist Scheinlösungen. Zu tief sind die Gräben, zu verhärtet die Fronten. Trumps 20-Punkte-Plan mag ein Anfang sein – mehr aber auch nicht. Solange die Hamas auf politischer Macht besteht und Israel auf vollständiger Sicherheit, bleibt der Grundkonflikt ungelöst.
Die wahre Bewährungsprobe steht noch bevor: Was passiert, wenn die Kameras abgeschaltet sind und die Vermittler abgereist? Werden beide Seiten zu echten Kompromissen bereit sein? Oder erleben wir nur eine weitere Runde im endlosen Kreislauf von Gewalt und gescheiterten Friedensinitiativen? Die kommenden Tage werden zeigen, ob Trumps Optimismus gerechtfertigt ist – oder ob er sich einmal mehr in seiner Selbstüberschätzung verliert.
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