
Pistorius' Zweifel an US-Angaben: Deutschland spielt im Nahost-Konflikt nur noch Statistenrolle
Die Eskalation im Nahen Osten hat eine neue Dimension erreicht. Während die USA mit bunkerbrechenden Bomben iranische Atomanlagen attackieren, offenbart sich Deutschlands erschreckende Bedeutungslosigkeit in der Weltpolitik. Verteidigungsminister Boris Pistorius ließ bei Caren Miosga tief blicken – und seine Zweifel an den amerikanischen Darstellungen sprechen Bände über den desolaten Zustand der deutsch-amerikanischen Beziehungen unter der neuen Großen Koalition.
„Wenn es stimmt" – Ein Minister auf Distanz
Es war ein bemerkenswerter Moment im ARD-Talk: Als Miosga den SPD-Politiker fragte, ob die amerikanischen Bombenangriffe auf iranische Atomanlagen eine gute Nachricht seien, antwortete Pistorius mit einer vielsagenden Einschränkung. Die mögliche Zerstörung der Produktionsanlagen für Atomwaffen sei positiv – „wenn es stimmt, was die Amerikaner sagen". Diese Formulierung ist kein Zufall, sondern ein diplomatisches Alarmsignal.
Noch aufschlussreicher: Der deutsche Verteidigungsminister wurde zwar nachts um 4 Uhr geweckt, hatte aber keinen direkten Kontakt zu seinem US-Amtskollegen. Deutschland und Europa spielen in diesem Konflikt offensichtlich nur noch eine theoretische Rolle – ein Armutszeugnis für die neue Bundesregierung unter Friedrich Merz, die sich gerne als starker Partner der USA präsentiert.
Die Bundeswehr als Herkulesaufgabe
Während im Nahen Osten die Bomben fallen, kämpft Pistorius an der Heimatfront mit den Versäumnissen jahrzehntelanger Fehlpolitik. Seine Mission: Deutschland bis 2029 kriegstüchtig zu machen. Doch die Realität ist ernüchternd. Zwar steigen die Einstellungszahlen „signifikant", wie der Minister betont, doch die strukturellen Probleme sind gewaltig.
Besonders pikant: Die Adressen ehemaliger Reservisten sind seit der Abschaffung der Kreiswehrersatzämter verschwunden. „Das ist ein Versäumnis der Vergangenheit, das wir jetzt reparieren", räumt Pistorius ein. Als Miosga nachbohrt, wie lange er denn schon im Amt sei, kontert er: „Zwei Jahre und sechs Monate. Alle erwarten, dass die Fehler von 35 Jahren so schnell korrigiert werden – das geht in keinem Laden dieser Größe."
Wehrpflicht als letzte Option
Die Drohung mit der Wiedereinführung der Wehrpflicht hängt wie ein Damoklesschwert über der Debatte. „Ich kann es nicht ausschließen, dass es in dieser Legislaturperiode noch stattfindet", so Pistorius. Ein Eingeständnis des Scheiterns? Oder realistische Politik in Zeiten multipler Krisen?
Klare Kante gegen die eigene Partei
Bemerkenswert ist Pistorius' Distanz zur eigenen SPD. Als Miosga fragt, ob die Sozialdemokraten die Zeitenwende rückgängig machen wollen, antwortet der Minister mit brutaler Ehrlichkeit: „Das weiß ich nicht. Ehrlich gesagt, ist mir das auch egal." Diese Aussage dürfte in der Parteizentrale für Verstimmung sorgen – zeigt aber auch, dass Pistorius seinen eigenen Weg geht.
Die SPD-Genossen, die eine Zukunft in Konfrontation suchen würden, bekommen ebenfalls ihr Fett weg: „Der Satz hat mich überrascht, und da komme ich nicht mehr mit." Ein Minister, der zur Not auch ohne seine Partei agiert – das ist in der deutschen Politik eine Seltenheit.
Zwischen Herkules und Weinbauer
Pistorius sieht sich selbst als Herkules, der die „Herkulesaufgabe" Bundeswehr stemmen will. Doch wie die mythologische Figur hat auch er seine Grenzen – Herkules brachte es bekanntlich nur zum Halbgott. Die Alternative? „In Südfrankreich Wein anbauen", scherzt der Minister. Angesichts der gewaltigen Herausforderungen und der offensichtlichen Isolation Deutschlands in der Weltpolitik keine ganz abwegige Option.
Was bleibt, ist das Bild eines Verteidigungsministers, der mit klaren Worten und zur Not auch gegen die eigene Partei seinen Weg geht. In Zeiten, in denen Deutschland international zur Randfigur degradiert wird und die Bundeswehr vor gewaltigen Problemen steht, ist das zumindest ein Hoffnungsschimmer. Ob es reicht, um Deutschland wieder verteidigungsfähig und international relevant zu machen, wird sich zeigen müssen.
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