
Post-Chefin verteidigt Zusteller: Systemversagen oder Schönfärberei?
Die Deutsche Post steht unter Beschuss. Beschwerden häufen sich, Briefe kommen verspätet oder gar nicht an, und die Bundesnetzagentur registriert eine Flut von Bürgerbeschwerden. Doch DHL-Vorständin Nikola Hagleitner sieht das Problem offenbar durch eine rosarote Brille. "Wir sind sehr leistungsfähig", behauptet sie gegenüber den Funke-Medien. Man fragt sich unwillkürlich: Lebt die Dame auf demselben Planeten wie ihre Kunden?
Die Realität hinter den Worthülsen
Während Hagleitner von "Einzelfällen" spricht und betont, es handle sich nicht um "systemische Probleme", erzählen die Zahlen eine andere Geschichte. Bei 50 Millionen Sendungen täglich und 116.000 Zustellern mögen Probleme unvermeidlich sein - doch genau das ist der Punkt: Das System scheint überfordert. Die Umstellung der Brieflaufzeiten zu Jahresbeginn, bei der die Post sich selbst mehr Zeit für die Zustellung einräumte, wirkt wie eine Kapitulation vor den eigenen Unzulänglichkeiten.
Statt wie früher 80 Prozent der Briefe innerhalb eines Werktages zuzustellen, müssen nun lediglich 95 Prozent binnen drei Werktagen ankommen. Diese Verschlechterung des Service verkauft Hagleitner als "Anpassung an die realen Bedürfnisse der Menschen". Eine bemerkenswerte Verdrehung der Tatsachen - als hätten die Bürger darum gebettelt, ihre Post später zu erhalten.
Personalabbau als "alternativlos" bezeichnet
Besonders aufschlussreich sind Hagleitners Eingeständnisse bezüglich der Personalstrategie. Der Konzern habe zu Jahresbeginn Personal reduzieren müssen, um "wirtschaftlich tragfähig zu bleiben". Diese Entscheidung bezeichnet sie als "alternativlos". Doch wenn dann im Sommer plötzlich die Sendungsmengen steigen und eine Hitzewelle die verbliebenen Zusteller zusätzlich belastet, gerät das System ins Wanken. Ein klassisches Beispiel dafür, wie kurzfristiges Profitdenken zu Lasten der Servicequalität geht.
Die Vorständin spricht von einem "rasanten, unvorhergesehenen Paketwachstum im zweistelligen Prozentbereich". Unvorhergesehen? In Zeiten des boomenden Online-Handels? Das wirft Fragen nach der strategischen Weitsicht des Managements auf. Immerhin räumt Hagleitner ein, dass man "lokal ins Schwanken gekommen" sei - eine charmante Umschreibung für das, was viele Bürger als Totalausfall erleben.
Die neue Komplexität als Ausrede
Als weitere Erklärung führt Hagleitner die "neue Komplexität des Zustellgeschäfts" an. Der E-Commerce entwickle sich im Eiltempo, es gebe ständig neue Aktionswochen, und sogar Briefwettbewerber würden bei der Post einliefern, "wenn sie ins Schwimmen kommen". All das mag stimmen - doch es klingt verdächtig nach einer Aneinanderreihung von Ausreden.
Ein Unternehmen, das sich als "sehr leistungsfähig" bezeichnet, sollte in der Lage sein, mit solchen Herausforderungen umzugehen. Stattdessen entsteht der Eindruck eines überforderten Konzerns, der die Verantwortung für seine Probleme auf äußere Umstände schiebt. Die Bürger, die auf ihre Post warten, interessiert es herzlich wenig, ob die Verzögerungen durch Hitzewellen, Personalengpässe oder komplexe Marktbedingungen verursacht werden.
Was bedeutet das für die Zukunft?
Hagleitners Versicherung, man habe "reagiert und neues Personal eingestellt" und sei "jetzt wieder stabil", klingt wie ein Versprechen, das schon zu oft gebrochen wurde. Die strukturellen Probleme der Post - der Spagat zwischen Profitabilität und Grundversorgung, zwischen Kostendruck und Servicequalität - bleiben ungelöst.
Die Bürger haben ein Recht auf eine funktionierende Postversorgung. Wenn die Deutsche Post diesem Anspruch nicht gerecht werden kann, stellt sich die Frage nach Alternativen. Vielleicht ist es an der Zeit, über eine grundlegende Reform des Postwesens nachzudenken - eine Reform, die den Service für die Bürger wieder in den Mittelpunkt stellt, statt ihn den Profitinteressen unterzuordnen.
Eines ist sicher: Mit Schönfärberei und dem Herunterspielen systematischer Probleme als "Einzelfälle" ist niemandem geholfen. Die Post täte gut daran, die Beschwerden ihrer Kunden ernst zu nehmen, statt sie mit Worthülsen abzuspeisen. Denn am Ende des Tages zählt nur eines: Kommt die Post an oder nicht?
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