
Quantencomputer: Europas stiller Triumph in der Zukunftstechnologie – doch wer profitiert am Ende?
Inmitten des allgegenwärtigen Krisengeschreis erreicht uns eine Nachricht, die so gar nicht in das gewohnte Narrativ des europäischen Niedergangs passen will. Das Europäische Patentamt und die OECD verkünden: Europa rangiert bei Patenten für Quantencomputer weltweit auf Platz zwei – direkt hinter den USA. Nicht China, wohlgemerkt. Und nicht in irgendeiner fernen Zukunft, sondern hier und jetzt, schwarz auf weiß dokumentiert.
Ein Lichtblick im technologischen Wettrennen
Rund ein Viertel aller weltweiten Quantenpatente stammt aus Europa. Das ist keine Kleinigkeit, sondern das Ergebnis jahrelanger, oft unspektakulärer Arbeit in Universitäten, Forschungsinstituten und Unternehmen. Von der Grundlagenphysik bis zur industriellen Anwendung haben europäische Wissenschaftler offenbar mehr geleistet, als man ihnen gemeinhin zutraut. Deutschland, Frankreich, die Niederlande und die Schweiz bilden dabei das Rückgrat dieser Entwicklung.
Quantencomputing, Quantensensorik, Quantenkommunikation – das sind längst keine akademischen Spielereien mehr. Hier geht es um Rechenleistung, die heutige Systeme wie Relikte aus der Steinzeit erscheinen lässt. Um extrem präzise Messverfahren für Medizin, Navigation und Industrie. Um sichere Kommunikation in einer Welt wachsender digitaler Bedrohungen. Wer hier Patente hält, besitzt gewissermaßen die Eintrittskarten für die nächste technologische Epoche.
Die unbequeme Wahrheit hinter den Zahlen
Doch bevor wir in Euphorie verfallen, sollten wir einen nüchternen Blick auf die Realität werfen. Patente allein machen noch keinen wirtschaftlichen Erfolg. Die Geschichte ist voll von europäischen Erfindungen, deren Früchte andere ernteten. Man denke nur an Brown Boveri – heute ABB – die sowohl den Katalysator als auch den Flüssigkristall-Bildschirm erfanden und patentierten, nur um beides später für einen Spottpreis zu verkaufen, während andere den großen Reibach machten.
Genau hier liegt das europäische Dilemma. Während amerikanische Tech-Konzerne mit schier unbegrenztem Wagniskapital operieren, schneller, größer und risikofreudiger investieren, versinkt Europa oft in Bürokratie und Regulierungswahn. Die Brüsseler Verwaltungsmaschine hat schon manch vielversprechende Innovation im Keim erstickt.
Werden die Erträge wieder in Amerika landen?
Die berechtigte Frage lautet: Was nützen uns all diese Patente, wenn die wirtschaftliche Umsetzung scheitert? Wenn am Ende wieder US-Konzerne die Technologie aufkaufen und die Gewinne einstreichen? Es wäre nicht das erste Mal, dass europäischer Erfindergeist amerikanischen Aktionären zugute kommt.
Die neue Bundesregierung unter Friedrich Merz hat zwar große Pläne für Infrastruktur und Zukunftstechnologien angekündigt. Doch ob das 500-Milliarden-Sondervermögen tatsächlich in die richtigen Kanäle fließt oder in den üblichen Subventionssümpfen versickert, bleibt abzuwarten. Die Erfahrung lehrt Skepsis.
Europa kann Zukunft – wenn man es lässt
Dennoch bleibt festzuhalten: Diese Nachricht ist ein Beleg dafür, dass Europa nicht nur reguliert, sondern auch erfindet. Nicht nur verwaltet, sondern auch gestaltet. Die klugen Köpfe sind da, die stabilen Institutionen existieren, das langfristige Denken ist vorhanden. Europa kann Zukunft – wenn man es lässt. Und manchmal sogar dann, wenn kaum jemand damit rechnet.
Die eigentliche Herausforderung wird sein, diese Stärke in wirtschaftlichen Erfolg umzumünzen. Dafür braucht es weniger Brüsseler Bürokratie und mehr unternehmerische Freiheit. Weniger ideologische Scheuklappen und mehr pragmatisches Handeln. Ob die aktuelle politische Klasse dazu in der Lage ist, darf bezweifelt werden.
Hinweis: Dieser Artikel stellt keine Anlageberatung dar. Investitionen in Technologieunternehmen oder andere Kapitalanlagen sind mit Risiken verbunden. Jeder Anleger ist selbst für seine Entscheidungen verantwortlich und sollte vor einer Investition eigene Recherchen durchführen oder einen qualifizierten Finanzberater konsultieren.

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