
Rente mit 70: Wirtschaftsberater fordern radikalen Umbau des Sozialsystems
Die deutsche Wirtschaft steckt in einer tiefen Strukturkrise – und die Berater von Wirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) haben nun drastische Lösungsvorschläge auf den Tisch gelegt. Ihre am Montag vorgestellte „Wachstumsagenda" liest sich wie ein Frontalangriff auf den deutschen Sozialstaat. Die Botschaft der Ökonomen ist unmissverständlich: Ohne schmerzhafte Einschnitte drohe Deutschland der wirtschaftliche Abstieg.
Das Ende der Komfortzone
Besonders brisant sind die Forderungen zur Rente: Das Eintrittsalter solle an die Lebenserwartung gekoppelt werden – nach dänischem Vorbild würde das bis 2040 eine Rente mit 70 bedeuten. Die beliebte „Rente ab 63" gehöre abgeschafft, und künftige Rentenerhöhungen müssten deutlich geringer ausfallen. Auch im Gesundheitssystem sehen die Experten Sparpotenzial: Die Pflegestufe 1 solle gestrichen werden, mehr Risiken müssten privat abgesichert werden.
Wirtschaftsweise Veronika Grimm bringt es auf den Punkt: Die Politik sei darauf ausgerichtet, „Menschen nicht weh zu tun". Genau das aber sei jetzt erforderlich. Ein bemerkenswertes Eingeständnis, dass jahrzehntelange Versprechungen der Politik nicht mehr haltbar seien.
Abschied von der Industrieromantik
Die Berater rechnen schonungslos mit der deutschen Wirtschaftspolitik ab. Seit 2019 verzeichne Deutschland kaum Wachstum – während die USA, andere europäische Staaten und Schwellenländer davonzögen. Die Konzentration auf etablierte Industrien wie große Automobilkonzerne sei ein Irrweg. „Einzelne Unternehmen als unverzichtbar zu identifizieren" nennt Justus Haucap einen Fehler.
„Runde Tische sind gefährliche Möbel"
Mit diesem prägnanten Satz kritisiert Stefan Kolev die Spitzenrunden von Politik und Wirtschaft. An diesen Treffen nähmen vor allem „Privilegierte" mit ähnlichen Interessen teil – echte Reformen blieben auf der Strecke. Entscheidend sei nicht, ob bei VW oder Porsche Stellen gestrichen würden, sondern dass neue industrielle Arbeitsplätze in wachstumsstarken Branchen entstünden.
Die unbequeme Wahrheit über Deutschlands Zukunft
Volker Wieland warnt eindringlich davor, den Menschen ein „Bullerbü" zu versprechen – eine heile Welt, die es so nicht mehr geben könne. Die steigenden Sozialausgaben seien angesichts der Wachstumsschwäche und wachsender Verteidigungskosten schlicht nicht mehr finanzierbar. Es reiche nicht aus, „den Menschen ein bisschen Mut zu machen", ergänzt Haucap.
Die Berater fordern eine grundlegende Umschichtung: Investitionen und Arbeitskräfte müssten von schrumpfenden zu wachsenden Unternehmen wandern. Das restriktive deutsche Arbeitsrecht stehe diesem notwendigen Wandel im Weg. Auch bei der Energiewende mahnen sie mehr Effizienz an – die beschlossenen Entlastungen bei Netzentgelten würden Kosten nur verlagern, nicht beseitigen.
Ein Weckruf zur rechten Zeit?
Die „Wachstumsagenda" der Berater ist ein schonungsloser Befund: Deutschland habe sich in einer Mischung aus Besitzstandswahrung und Realitätsverweigerung eingerichtet. Die neue Große Koalition unter Friedrich Merz steht vor der Herausforderung, unpopuläre Wahrheiten auszusprechen und durchzusetzen. Ob sie den Mut dazu aufbringt, wird sich zeigen.
Eines macht das Gutachten deutlich: Die Zeit der bequemen Lösungen ist vorbei. Deutschland muss sich entscheiden – zwischen schmerzhaften Reformen heute oder dem wirtschaftlichen Niedergang morgen. Die Alternative zum radikalen Umbau des Sozialsystems wäre der schleichende Verlust des Wohlstands. Für viele Deutsche dürfte das die eigentlich unbequeme Wahrheit sein.
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