
Serbien im Aufruhr: Moskau warnt vor westlicher Einmischung bei Massenprotesten
Die Straßen Belgrads brennen. Was als friedlicher Protest begann, eskalierte am Wochenende zu heftigen Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften. Tränengas wabert durch die Hauptstadt, Flaschen fliegen, Leuchtraketen erhellen die Nacht – und mittendrin steht ein Präsident, der sich mit allen Mitteln an die Macht klammert.
Hunderttausende fordern Vučićs Rücktritt
Mindestens 140.000 Menschen strömten in die Innenstadt Belgrads, um ihrem Unmut Luft zu machen. Die Forderungen der Demonstranten sind eindeutig: Neuwahlen müssen her, und Präsident Aleksandar Vučić soll nach zwölf Jahren endlich seinen Hut nehmen. Seine zweite Amtszeit läuft noch bis 2027 – für viele Serben eine unerträgliche Vorstellung.
Die Vorwürfe gegen Vučić wiegen schwer: Korruption, Verbindungen zur organisierten Kriminalität, Gewalt gegen politische Gegner und die schleichende Kontrolle über die Medienlandschaft. Ein toxischer Cocktail, der das Land seit Jahren vergiftet.
Der Kreml wittert westliche Verschwörung
Während die Proteste an Fahrt aufnehmen, schaltet sich Moskau ein. Außenminister Sergej Lawrow warnte am Montag eindringlich vor einer "Farbrevolution" nach westlichem Muster. "Wir hoffen, dass westliche Länder, die oft innere Angelegenheiten anderer Staaten für ihre Interessen ausnutzen, diesmal von Farbrevolutionen absehen werden", erklärte Lawrow laut der Nachrichtenagentur TASS.
"Wir können nicht ausschließen, dass bekannte Taktiken zur Durchführung von Farbrevolutionen jetzt in Serbien angewendet werden"
Diese Worte von Kreml-Sprecher Dmitri Peskow lassen aufhorchen. Russland sieht seine Einflusssphäre bedroht und wittert hinter den Protesten die unsichtbare Hand des Westens.
Ein Land zwischen den Fronten
Serbien befindet sich in einer prekären Lage. Das orthodox-christliche Land mit slawischen Wurzeln pflegt traditionell enge Beziehungen zu Russland. Die Abhängigkeit von russischem Gas ist erheblich, und die Erinnerungen an die NATO-Bombardierung Belgrads 1999 sitzen tief. Damals flogen US-Kampfjets unter Clinton vernichtende Angriffe – ein Trauma, das bis heute nachwirkt.
Gleichzeitig drängen EU und NATO auf eine Westorientierung des Balkanlandes. Ein klassisches geopolitisches Tauziehen, bei dem die serbische Bevölkerung zwischen den Mühlsteinen zerrieben wird.
Der Funke, der das Pulverfass entzündete
Die aktuellen Proteste schwelen bereits seit über sechs Monaten. Auslöser war der tragische Einsturz eines Bahnhofsdachs in Novi Sad im November, bei dem mehrere Menschen starben. Für viele Serben war dies der ultimative Beweis für die systematische Korruption, die das Land wie ein Krebsgeschwür durchzieht.
Am Wochenende wurden 48 Polizisten verletzt, dutzende Demonstranten festgenommen. Acht Protestierende müssen sich nun wegen geplanter Straßenblockaden und Angriffen auf Regierungsgebäude vor Gericht verantworten.
Vučić gibt sich kämpferisch
"Sie wollten Serbien stürzen, und sie sind gescheitert", verkündete der umstrittene Präsident trotzig auf Instagram. Eine Aussage, die angesichts der Massendemonstrationen fast schon verzweifelt klingt. Vučić, der warme Beziehungen zu Putin pflegt, sieht sich als Opfer einer westlichen Verschwörung – ein Narrativ, das in Moskau dankbar aufgegriffen wird.
Die Situation in Serbien zeigt einmal mehr, wie fragil die Stabilität in Europas Hinterhof ist. Während der Westen auf demokratische Reformen drängt und Russland seinen Einfluss verteidigt, zahlt die serbische Bevölkerung den Preis. Die kommenden Wochen werden zeigen, ob die Proteste die kritische Masse erreichen, um tatsächlich Veränderungen zu erzwingen – oder ob Vučić mit Unterstützung aus Moskau seinen Machtapparat erfolgreich verteidigen kann.
Eines ist sicher: Die geopolitischen Verwerfungen, die wir derzeit weltweit beobachten, machen auch vor dem Balkan nicht halt. In Zeiten wie diesen wird die Absicherung des eigenen Vermögens durch physische Edelmetalle immer wichtiger – als stabiler Anker in stürmischen Zeiten politischer Umbrüche.