
Trumps Zollpolitik treibt Lateinamerika in die Rohstoffoffensive
Die aggressive Handelspolitik der Trump-Administration zeigt erste Wirkung: Lateinamerikanische Länder forcieren den Aufbau eigener Lieferketten für kritische Rohstoffe. Während Washington mit seinen massiven Zollerhöhungen die Weltwirtschaft in Atem hält, wittern die rohstoffreichen Nationen südlich des Rio Grande ihre Chance. Die Interamerikanische Entwicklungsbank (IDB) meldet einen regelrechten Ansturm auf Projekte zur Weiterverarbeitung von Lithium, Kupfer und anderen strategisch wichtigen Mineralien.
Das Ende der Rohstoff-Kolonialzeit?
Jahrzehntelang spielte Lateinamerika die Rolle des willigen Rohstofflieferanten. Die wertvollen Bodenschätze wanderten unverarbeitet nach Asien, nur um später als teure Hightech-Produkte zurückzukehren. Ein besonders absurdes Beispiel liefert Argentinien: Das Land exportiert 70 Prozent seines Lithiums nach China und importiert es anschließend zu acht- bis neunfach höheren Preisen wieder – verarbeitet zu Batteriekomponenten. Diese demütigende Abhängigkeit könnte nun ein Ende finden.
IDB-Präsident Ilan Goldfajn bestätigt, dass Regierungen quer durch die Region – unabhängig von ihrer politischen Ausrichtung – verstärkt auf heimische Raffinerie- und Verarbeitungskapazitäten setzen. Die Trump-Administration habe deutlich signalisiert, dass sie Lieferungen und Verarbeitung innerhalb der westlichen Hemisphäre bevorzuge. Ein Wink mit dem Zollzaunpfahl, den man in Buenos Aires, Santiago und Brasília offenbar verstanden hat.
Europa mischt mit – aus eigenem Interesse
Interessanterweise springt auch die Europäische Union auf diesen Zug auf. Gemeinsam mit der IDB startete sie vergangenes Jahr eine Initiative zur Förderung verantwortungsvoller Investitionen in lateinamerikanische Rohstoffprojekte. Mit einem Zuschuss von 6,3 Millionen Euro sollen etwa 120 Millionen Euro an IDB-Mitteln mobilisiert werden. Die Gelder fließen in Länder wie Argentinien, Bolivien, Brasilien, Chile und Ecuador – allesamt Schwergewichte im globalen Rohstoffgeschäft.
Das Projekt "Mining for the Energy Transition" (MET) zielt dabei nicht nur auf die Förderung ab. Vielmehr geht es um den Aufbau kompletter Wertschöpfungsketten: von der Verbesserung regulatorischer Rahmenbedingungen über nachhaltige Abbaumethoden bis hin zur dringend benötigten Infrastruktur.
Lateinamerikas Rohstoff-Trumpfkarten
Die Region sitzt auf einem wahren Schatz: Etwa 60 Prozent der weltweit bekannten Lithiumreserven lagern hier, und mit Peru und Chile stellt Lateinamerika rund 46 Prozent der globalen Kupferproduktion. Brasilien verfügt über die zweitgrößten Seltene-Erden-Vorkommen der Welt – ein Potenzial, das bisher kaum genutzt wird. Der Grund? Technische Hürden und vor allem Chinas erdrückende Marktdominanz bei der Verarbeitung.
"Langfristige Lieferverträge sind der Schlüssel, um die Kostenlücke zu Asien zu schließen", erklärt Goldfajn und verweist auf einen 20-Jahres-Vertrag zwischen Chile und Deutschland über grünen Wasserstoff.
Die IDB lässt es nicht bei schönen Worten bewenden. In Argentinien finanziert sie mit 100 Millionen Dollar Rio Tintos ambitioniertes 2,5-Milliarden-Dollar-Projekt zur Produktion von batterietauglichem Lithium in der Provinz Salta. Die steigende Nachfrage nach Finanzierungen für kritische Mineralien ist ein Hauptgrund dafür, dass die IDB-Gruppe dieses Jahr über 30 Milliarden Dollar mobilisieren will – eine Steigerung von sieben Milliarden gegenüber dem Vorjahr.
Politische Gräben, wirtschaftliche Brücken
Pikant ist die Konstellation allemal: Während Trump mit seinen Zöllen die Welt in Atem hält, profitieren ausgerechnet jene lateinamerikanischen Länder, deren linke Regierungen ihm politisch diametral entgegenstehen. Brasilien, Mexiko und Kolumbien mögen ideologisch Welten von Washington entfernt sein – wirtschaftlich rücken sie näher zusammen. Die Ironie der Geschichte: Trumps "America First"-Politik könnte ungewollt eine rohstoffpolitische Emanzipation Lateinamerikas einläuten.
Für Anleger eröffnen sich hier interessante Perspektiven. Während die Aktienmärkte unter den Handelskonflikten leiden und die Unsicherheit zunimmt, könnten physische Edelmetalle als krisensichere Beimischung im Portfolio an Bedeutung gewinnen. Gold und Silber haben sich historisch als verlässliche Wertspeicher in turbulenten Zeiten bewährt – eine Eigenschaft, die in der aktuellen geopolitischen Gemengelage wieder verstärkt gefragt sein dürfte.
Hinweis: Dieser Artikel stellt keine Anlageberatung dar. Jeder Anleger sollte eigenständig recherchieren und ist für seine Anlageentscheidungen selbst verantwortlich. Die hier geäußerten Einschätzungen entsprechen der Meinung unserer Redaktion.

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