
Wehrpflicht-Vorstoß: Wadephul will Deutsche sofort wieder in Uniform zwingen
Die neue Große Koalition ist kaum ein halbes Jahr im Amt, da prescht Bundesaußenminister Johann Wadephul (CDU) mit einem brisanten Vorstoß vor: Die Wehrpflicht soll sofort wieder eingeführt werden. Keine schrittweise Heranführung, keine Übergangsphase – der CDU-Politiker fordert die unmittelbare Rückkehr zur Zwangsverpflichtung junger Deutscher.
"Ich bin für die sofortige Wehrpflicht", ließ Wadephul gegenüber den Zeitungen der Funke-Mediengruppe verlauten. Ein Satz, der in seiner Kürze die ganze Dramatik der aktuellen Sicherheitslage offenbart – oder ist es vielmehr die Panik einer Politik, die jahrzehntelang die Bundeswehr kaputtgespart hat?
Koalitionsstreit vorprogrammiert
Besonders pikant: Wadephul räumt selbst ein, dass dieser radikale Schritt erst noch "in der Koalition miteinander besprochen" werden müsse. Man kann sich lebhaft vorstellen, wie die SPD-Genossen auf diesen Vorstoß reagieren werden. Schließlich war es eine rot-grüne Regierung unter Gerhard Schröder, die 2011 die Wehrpflicht aussetzte – ein Fehler, dessen Folgen wir heute bitter zu spüren bekommen.
Der aktuelle Gesetzentwurf der Bundesregierung sieht zunächst nur einen freiwilligen Wehrdienst vor. Erst wenn dieser nicht genügend Personal bringt und die Sicherheitslage es erfordert, solle über eine Wehrpflicht entschieden werden. Ein typisch deutscher Kompromiss – halbherzig, zögerlich und der Realität hinterherhinkend.
Die unbequeme Wahrheit über Deutschlands Verteidigung
Wadephuls Vorstoß kommt nicht von ungefähr. Die Bundeswehr ist personell ausgeblutet, das Material veraltet, die Einsatzbereitschaft katastrophal. Während Russland seinen Angriffskrieg in der Ukraine fortsetzt und China militärisch aufrüstet, diskutiert Deutschland über Gendersternchen in Dienstvorschriften.
"Die Regierung hat Vorschläge gemacht, jetzt sollen die Fraktionen verhandeln und entscheiden, wie das Gesetz aussieht"
Diese Aussage Wadephuls zeigt das ganze Dilemma: Statt entschlossen zu handeln, wird verhandelt, diskutiert und verwässert. Die "Gesamtumstände", von denen der Außenminister spricht, sind längst klar: Deutschland ist verteidigungsunfähig.
Was die Wehrpflicht wirklich bedeutet
Eine sofortige Wiedereinführung der Wehrpflicht würde Hunderttausende junger Menschen betreffen. Statt sich auf Beruf oder Studium zu konzentrieren, müssten sie Monate ihres Lebens in Kasernen verbringen. Die Frage ist: Wofür? Für eine Bundeswehr, die nicht einmal funktionierende Gewehre hat? Für eine Verteidigungspolitik, die mehr auf Symbolik als auf Substanz setzt?
Gleichzeitig muss man anerkennen: Die sicherheitspolitische Lage hat sich dramatisch verschärft. Der Ukraine-Krieg tobt weiter, die Spannungen im Nahen Osten eskalieren. Deutschland kann sich nicht länger hinter der NATO verstecken und darauf hoffen, dass andere für unsere Sicherheit sorgen.
Ein Symptom politischen Versagens
Die Wehrpflicht-Debatte ist letztlich ein Symptom jahrzehntelangen politischen Versagens. Anstatt die Bundeswehr kontinuierlich zu modernisieren und attraktiv für Freiwillige zu machen, wurde sie kaputtgespart. Jetzt sollen junge Menschen zwangsweise die Lücken füllen, die eine verfehlte Politik gerissen hat.
Besonders zynisch: Dieselben Politiker, die jahrelang von der "Friedensdividende" schwärmten und Verteidigungsausgaben als Verschwendung brandmarkten, rufen nun nach der Wehrpflicht. Es ist die alte deutsche Krankheit: Erst wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist, wird hektisch nach Lösungen gesucht.
Die kommenden Wochen werden zeigen, ob Wadephuls Vorstoß mehr ist als heiße Luft. Die erste Lesung des Gesetzentwurfs im Bundestag wird zur Nagelprobe für die Große Koalition. Wird sie den Mut haben, unpopuläre aber notwendige Entscheidungen zu treffen? Oder bleibt es bei der üblichen deutschen Methode: viel reden, wenig handeln?
Eines ist sicher: Mit Freiwilligkeit allein wird Deutschland seine Verteidigungsfähigkeit nicht wiederherstellen können. Ob die Wehrpflicht die richtige Antwort ist, bleibt fraglich. Aber dass etwas geschehen muss, steht außer Frage. Die Zeit der Illusionen ist vorbei.

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