
Wikipedia-Mitgründer fordert radikalen Kurswechsel: Das Ende der Neutralität?
Die einst als neutrale Wissensquelle gefeierte Online-Enzyklopädie Wikipedia steht massiv in der Kritik. Ausgerechnet ihr Mitgründer Larry Sanger erhebt schwere Vorwürfe gegen das Portal, das monatlich von Millionen Menschen als vermeintlich verlässliche Informationsquelle genutzt wird. In einem aufsehenerregenden Interview mit Jan Jekielek von "American Thought Leaders" zeichnet der 57-jährige Philosoph ein düsteres Bild von der Entwicklung seiner einstigen Schöpfung.
Der lange Marsch durch die digitalen Institutionen
Was Sanger beschreibt, dürfte vielen aufmerksamen Beobachtern bekannt vorkommen: Die systematische Unterwanderung einer einst neutralen Institution durch eine globalistische, säkular-progressive Weltsicht. Der Wikipedia-Mitgründer datiert diese Entwicklung auf die frühen 2000er Jahre, wobei sich der ideologische Würgegriff nach der US-Präsidentschaftswahl 2016 dramatisch verstärkt habe. Plötzlich warfen viele Medien ihre Neutralitätsprinzipien über Bord – und Wikipedia folgte diesem verhängnisvollen Trend.
Besonders brisant: Die von Sanger selbst verfassten Neutralitätsregeln wurden kurzerhand umgeschrieben. Statt ausgewogener Darstellung fordert Wikipedia nun, Position zu beziehen, wenn eine Seite als "eindeutig falsch" gilt. Wer bestimmt, was falsch ist? Die anonymen Editoren, die sich hinter Pseudonymen verstecken und keinerlei Rechenschaft ablegen müssen.
Die Farbe der Zensur: Rot für konservative Quellen
Ein ausgeklügeltes Farbsystem entscheidet mittlerweile darüber, welche Quellen zitiert werden dürfen und welche nicht. Konservative oder religiöse Publikationen landen auf der roten Liste – sie sind faktisch verbannt. Selbst moderate Medien wie The Epoch Times werden als "rechts" gebrandmarkt und ausgeschlossen. Währenddessen genießen "grüne" Quellen einen Freifahrtschein: Ihre Inhalte werden oft ungeprüft als Fakten übernommen.
"Man darf schlichtweg nichts zitieren, was als rechts gebrandmarkt wurde", konstatiert Sanger bitter.
Diese ideologische Säuberung hat konkrete Opfer: Der Romanautor Philip Roth konnte nicht einmal die Entstehungsgeschichte seiner eigenen literarischen Figur korrigieren, weil Wikipedia lieber einer spekulativen Zeitungsinterpretation vertraute als dem Schöpfer selbst. Erst nachdem Roth einen Artikel im New Yorker veröffentlichte, akzeptierte Wikipedia seine Version – ein kafkaesker Bürokratismus, der die Absurdität des Systems offenlegt.
Anonymität als Schutzschild der Manipulation
Von den 62 einflussreichsten Wikipedia-Editoren agieren erschreckende 85 Prozent unter dem Deckmantel der Anonymität. Diese Schattengestalten bestimmen, welche Informationen Millionen Menschen als "Wahrheit" präsentiert bekommen – ohne jede persönliche Verantwortung. Verleumdungsopfer haben keine Chance auf rechtliche Gegenwehr, da weder die anonymen Editoren noch die Wikimedia Foundation dank Section 230 des Communications Decency Act belangt werden können.
Die Löschung der Wikipedia-Seite der republikanischen Senatskandidatin Kathy Barnette im Jahr 2022 mit der Begründung, sie sei "nicht bemerkenswert", während gleichzeitig obskure linke Aktivisten ausführliche Einträge erhalten, zeigt die politische Schlagseite deutlich. Ähnlich verhielt es sich mit dem Eintrag zu Hunter Bidens Investmentfirma Rosemont Seneca Partners – gelöscht, um keine "Verschwörungstheorien" zu befeuern.
Reformvorschläge oder Revolution?
Sanger präsentiert drei Wege aus der ideologischen Sackgasse: Erstens könnte die Wikimedia Foundation freiwillig zur Neutralität zurückkehren und konservativen, religiösen und alternativen Stimmen wieder Raum geben. Zweitens könnte öffentlicher Druck durch eine Protestkampagne prominenter Wikipedia-Opfer Bewegung in die festgefahrenen Strukturen bringen. Als ultima ratio sieht Sanger staatliche Intervention: Eine Ausnahme von Section 230 könnte Wikipedia für verleumderische Inhalte haftbar machen.
Seine konkreten Reformvorschläge umfassen die Abschaffung der Quellen-Blacklists, die Rückkehr zur ursprünglichen Neutralitätspolitik, die Offenlegung der Identitäten einflussreicher Editoren und die Ermöglichung konkurrierender Artikel zum selben Thema. Ironischerweise fordert er auch die Abschaffung seiner eigenen Regel "Ignoriere alle Regeln", die von Insidern zur Kontrolle über Neulinge missbraucht werde.
Ein Spiegel unserer Zeit
Was bei Wikipedia geschieht, ist symptomatisch für eine größere gesellschaftliche Entwicklung: Die schleichende Übernahme einst neutraler Institutionen durch eine bestimmte ideologische Strömung. Während traditionelle Werte und konservative Ansichten systematisch ausgegrenzt werden, etabliert sich eine neue Form der digitalen Meinungsdiktatur. Die Tatsache, dass ausgerechnet der Mitgründer diese Entwicklung anprangert, sollte auch den letzten Zweifler aufhorchen lassen.
In einer Zeit, in der Information zur wichtigsten Währung geworden ist, kann die ideologische Vereinnahmung einer der meistgenutzten Wissensquellen der Welt nicht hingenommen werden. Sangers Warnung ist deutlich: Ohne radikale Reformen droht Wikipedia endgültig zu einem Propagandainstrument zu verkommen. Die Frage ist nur, ob der politische Wille zur Veränderung vorhanden ist – oder ob wir zusehen, wie eine weitere Institution dem "langen Marsch" zum Opfer fällt.
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