
Neuseelands "Goldene Visa" locken vermögende Amerikaner in Scharen an
Die neuseeländische Regierung könnte sich kaum über den Ansturm wundern, der seit der Lockerung ihrer Einwanderungsbestimmungen für vermögende Ausländer eingesetzt hat. Besonders pikant dabei: Es sind vor allem wohlhabende US-Amerikaner, die offenbar vor der Politik ihres eigenen Präsidenten flüchten und sich im fernen Pazifikstaat eine sichere Zuflucht suchen.
Seit April dieses Jahres gelten in Neuseeland deutlich gelockerte Bedingungen für das sogenannte "Active Investor Plus"-Visum, im Volksmund auch als "Goldenes Visum" bekannt. Die konservative Koalitionsregierung hatte die Hürden bewusst gesenkt, um die schwächelnde Wirtschaft anzukurbeln. Die Rechnung scheint aufzugehen – allerdings mit einer bemerkenswerten Wendung.
Trump-Flucht ins Paradies?
Von den 189 Anträgen, die seit der Regeländerung eingegangen sind, stammen sage und schreibe 85 von US-Bürgern. Das entspricht fast der Hälfte aller Bewerber. Auf den weiteren Plätzen folgen China mit 26 und Hongkong mit 24 Anträgen. Stuart Nash, ein ehemaliger Labour-Minister, der heute eine Einwanderungsberatung betreibt, bringt es auf den Punkt: "Fast jeder, der sich bewirbt, tut dies wegen der Veränderungen, die er unter der Trump-Administration sieht."
Diese Aussage wirft ein bezeichnendes Licht auf die Stimmung unter vermögenden Amerikanern. Offenbar sehen sie in ihrer Heimat keine sichere Zukunft mehr und suchen ihr Heil in der Ferne. Dabei ist es nicht das erste Mal, dass Neuseeland zum Fluchtpunkt für Trump-müde Amerikaner wird. Schon nach seiner ersten Wahl 2016 stiegen die Besuche auf der neuseeländischen Einwanderungswebsite um satte 2.500 Prozent.
Drastische Erleichterungen für Millionäre
Die neuen Regelungen lesen sich wie eine Einladung an die globale Geldelite: Die Investitionsschwellen wurden gesenkt, Englischkenntnisse sind nicht mehr erforderlich, und die Aufenthaltspflicht wurde von drei Jahren auf lächerliche drei Wochen reduziert. Wer mindestens fünf Millionen neuseeländische Dollar über drei Jahre investiert, kann sich unter der "Wachstums"-Kategorie bewerben. Für die "ausgewogene" Kategorie sind zehn Millionen Dollar über fünf Jahre fällig.
Bisher haben 100 Anträge eine grundsätzliche Genehmigung erhalten, sieben Investoren haben ihre Gelder bereits transferiert und damit 45 Millionen Dollar ins Land gebracht. Die neuseeländische Wirtschaftsministerin Nicola Willis spricht von einem potenziellen Investitionsvolumen von 845 Millionen Dollar und schwärmt von einer "Win-Win-Situation".
Ein sicherer Hafen statt Steueroase
Nash betont, dass die meisten Investoren nicht wegen steuerlicher Vorteile kämen, sondern Sicherheit suchten: "Wir sehen mehr Menschen, die einen sicheren Hafen suchen als eine Steueroase – und genau das haben wir hier in Neuseeland." Das Land punktet mit seiner stabilen Demokratie, unabhängigen Justiz und einem sicheren Bankensystem – Eigenschaften, die in Zeiten globaler Instabilität offenbar besonders geschätzt werden.
Die Geschichte wiederholt sich dabei auf bemerkenswerte Weise. Bereits 2017 sorgte die Einbürgerung des PayPal-Mitgründers Peter Thiel für Schlagzeilen, der trotz nur zwölf Tagen Aufenthalt im Land die Staatsbürgerschaft erhielt. Die damalige Labour-Premierministerin Jacinda Ardern verschärfte daraufhin die Regeln für Investorenvisa und ausländischen Immobilienbesitz.
Wirtschaftliche Notwendigkeit oder ausverkaufte Heimat?
Die jetzige rechtsgerichtete Koalition macht diese Beschränkungen wieder rückgängig – aus nachvollziehbaren wirtschaftlichen Gründen. Neuseeland litt stark unter der Covid-19-Pandemie und verzeichnete 2024 die größte Wirtschaftsschrumpfung aller entwickelten Länder. Hohe Zinsen und Arbeitslosigkeit setzen dem Land zu.
Dennoch bleibt ein bitterer Beigeschmack: Während normale Bürger mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten kämpfen, rollt die Regierung den roten Teppich für Millionäre aus, die sich ihre Aufenthaltsgenehmigung erkaufen können. Die Ironie dabei: Viele dieser vermögenden Neuankömmlinge fliehen vor politischen Entwicklungen in ihren Heimatländern, die sie möglicherweise selbst mit zu verantworten haben.
Ob Neuseeland langfristig von diesem Zustrom profitiert oder sich zum exklusiven Rückzugsort der globalen Elite entwickelt, wird die Zeit zeigen. Fest steht: Die "Goldenen Visa" sind ein Symptom unserer Zeit, in der Mobilität und Sicherheit zur käuflichen Ware für die Reichsten geworden sind.
Hinweis: Dieser Artikel stellt keine Anlageberatung dar. Jeder potenzielle Investor sollte eigenständig recherchieren und ist für seine Anlageentscheidungen selbst verantwortlich. Wir übernehmen keinerlei Haftung für Investitionsentscheidungen, die auf Basis dieses Artikels getroffen werden.
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