
Trump bremst Netanjahu aus: "Israel gerät außer Kontrolle"
Die Nahostpolitik der neuen Trump-Administration offenbart erste Risse im Verhältnis zu Israel. In einem bemerkenswerten Interview mit dem US-Sender 60 Minutes enthüllte Jared Kushner, Schwiegersohn des Präsidenten, dass Trump die israelische Führung für ihre eigenmächtigen Militäraktionen scharf kritisiert habe. Der Präsident sei der Ansicht gewesen, Israel gerate "ein wenig außer Kontrolle", so Kushner wörtlich.
Israelischer Angriff auf Katar sorgt für diplomatisches Erdbeben
Auslöser der präsidialen Verstimmung war ein israelischer Raketenangriff auf ein Hamas-Gebäude in Katar am 9. September. Bei dem Angriff mit zehn Raketen kamen mehrere Menschen ums Leben, darunter ein katarischer Sicherheitsbeamter. Besonders brisant: Die Hamas-Vertreter befanden sich gerade in Verhandlungen über einen von Trump vorgeschlagenen Waffenstillstand und Geiselaustausch.
Steve Witkoff, Trumps Sondergesandter für den Nahen Osten, zeigte sich im Interview sichtlich verärgert über das israelische Vorgehen. "Wir fühlten uns ein wenig verraten", gestand er ein. Die Katarer hätten durch den Angriff das Vertrauen in die USA verloren, was die ohnehin schwierigen Vermittlungsbemühungen erheblich zurückgeworfen habe.
Widersprüchliche Darstellungen über Trumps Vorwissen
Während Witkoff behauptete, Trump sei über die geplante Militäraktion nicht informiert gewesen, zeichnen israelische Offizielle ein anderes Bild. Nach deren Darstellung sei der US-Präsident mindestens Stunden vor dem Angriff unterrichtet worden, habe aber nicht auf eine Absage der Operation gedrängt. Diese widersprüchlichen Aussagen werfen Fragen über die tatsächliche Kommunikation zwischen Washington und Tel Aviv auf.
"Es war Zeit, sehr stark zu sein und sie davon abzuhalten, Dinge zu tun, von denen er glaubte, dass sie nicht in ihrem langfristigen Interesse waren"
Mit diesen Worten beschrieb Kushner Trumps Reaktion auf die israelische Eigenmächtigkeit. Der Präsident musste anschließend erhebliche diplomatische Anstrengungen unternehmen, um die beschädigten Beziehungen zwischen Tel Aviv, Washington und Doha zu kitten. Trump vermittelte persönlich ein Telefonat, in dem sich der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu bei seinem katarischen Amtskollegen entschuldigte.
Strategische Bedeutung Katars für die USA
Die Bedeutung Katars für die amerikanische Nahostpolitik kann kaum überschätzt werden. Das Emirat ist nicht nur ein wichtiger Verbündeter außerhalb der NATO, sondern beherbergt auch die größte US-Luftwaffenbasis im Nahen Osten. Trump unterzeichnete nach dem Vorfall eine Executive Order, die Katar zusätzliche Sicherheitsgarantien gewährt - ein deutliches Signal an Israel, künftig die amerikanischen Interessen in der Region stärker zu berücksichtigen.
Kushner selbst hat zwar keine offizielle Funktion in der Trump-Administration, übt aber weiterhin erheblichen Einfluss auf die Nahostpolitik aus. Als Gründer der Private-Equity-Firma Affinity Partners unterhält er enge Geschäftsbeziehungen zu Saudi-Arabien, was seine Rolle als informeller Berater zusätzlich kompliziert macht.
Ein Präsident zwischen den Fronten
Die Episode verdeutlicht die Gratwanderung, die Trump in seiner Nahostpolitik vollführen muss. Einerseits gilt er als enger Verbündeter Israels, andererseits muss er die Interessen anderer regionaler Partner wie Katar und Saudi-Arabien im Blick behalten. Dass er nun öffentlich Israels militärisches Vorgehen kritisiert und von einem "Kontrollverlust" spricht, markiert eine bemerkenswerte Verschiebung in der amerikanisch-israelischen Beziehung.
Die Tatsache, dass diese Kritik ausgerechnet über Kushner kommuniziert wurde, verleiht ihr zusätzliches Gewicht. Es bleibt abzuwarten, ob Netanjahu die deutliche Warnung aus Washington ernst nimmt oder weiterhin auf eigenmächtige Militäraktionen setzt. Für Trump jedenfalls scheint klar zu sein: Amerikas Interessen im Nahen Osten dürfen nicht länger den kurzfristigen militärischen Zielen Israels untergeordnet werden.
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