
Yen-Rallye setzt Carry Trade unter Druck – droht der große Knall an den US-Börsen?
Was auf den ersten Blick wie eine Randnotiz aus Fernost erscheint, könnte sich als tickende Zeitbombe für die globalen Finanzmärkte entpuppen. Der japanische Yen legt über Nacht spürbar zu, und plötzlich rückt ein Phänomen in den Fokus, das jahrelang im Verborgenen blühte: der sogenannte Carry Trade. Anleger weltweit sollten jetzt genau hinschauen.
Das Milliardenspiel mit geliehenem Geld
Über Jahre hinweg haben sich clevere Investoren in Japan zu Minizinsen verschuldet, um das geliehene Kapital anschließend in den USA hochverzinslich anzulegen. Ein scheinbar risikoloses Geschäft, solange der Yen schwach bleibt und die Zinsdifferenz zwischen beiden Ländern bestehen bleibt. Doch genau diese Rechnung könnte nun nicht mehr aufgehen.
Der Wechselkurs US-Dollar gegen Yen fiel über Nacht von 157,12 auf 156,01 – noch keine dramatische Bewegung, gewiss. Doch die Zeichen verdichten sich, dass hier mehr im Busch ist als eine kurzfristige Korrektur. Die Bank of Japan hat jüngst die Zinsen auf den höchsten Stand seit drei Jahrzehnten angehoben, und weitere Erhöhungen wurden bereits in Aussicht gestellt.
Finanzminister Katayama schlägt scharfe Töne an
Besondere Aufmerksamkeit verdienen die jüngsten Äußerungen des japanischen Finanzministers Satsuki Katayama. In einem Interview erklärte sie unmissverständlich, dass die Regierung „freie Hand" habe, um entschlossen gegen die Währung vorzugehen, sollten deren Bewegungen nicht mit den Fundamentaldaten übereinstimmen. Eine kaum verhüllte Drohung an die Adresse der Spekulanten.
„Es besteht eine gewisse Vorsicht hinsichtlich möglicher Interventionen durch die Behörden, und der Yen hat nach starken Verkäufen eine deutliche Erholung gezeigt."
So kommentierte Hiroyuki Machida, Direktor für Devisen- und Rohstoffverkäufe bei der Australia & New Zealand Banking Group, die aktuelle Lage. Die Nervosität am Markt ist mit Händen zu greifen.
Die unsichtbare Gefahr für US-Aktien
Warum sollte uns das in Europa oder Amerika interessieren? Die Antwort ist so simpel wie beunruhigend: Ein erheblicher Teil des billigen japanischen Geldes ist in US-Aktien geflossen, insbesondere in die gehypten Technologiewerte rund um Nvidia und Co. Wie viel genau? Das weiß niemand so recht – und genau darin liegt das Problem.
Sollte der Yen nun spürbar aufwerten, sähen sich Carry Trader gezwungen, ihre US-Positionen aufzulösen und das Geld schnellstmöglich in Yen zurückzutauschen, bevor die japanische Währung noch teurer wird. Ein solcher Dominoeffekt könnte die ohnehin fragile Rally an den US-Börsen empfindlich treffen.
Historische Interventionsschwellen im Blick
Das japanische Finanzministerium hat in der Vergangenheit bereits mehrfach am Devisenmarkt interveniert. Die kritischen Marken lagen bei etwa 160,17, 157,99, 161,76 und 159,45 Yen pro Dollar. Experten warnen, dass die Nervosität stark zunehmen würde, sobald der Yen unter die Marke von 158 fällt.
Japans oberster Währungsbeamter Atsushi Mimura hat diese Woche bekräftigt, dass die Behörden geeignete Maßnahmen gegen übermäßige Bewegungen auf dem Devisenmarkt ergreifen werden. Die Botschaft ist klar: Tokio wird nicht tatenlos zusehen.
Die Bilanz der Bank of Japan – das eigentliche Problem
Zur ganzen Wahrheit gehört allerdings auch, dass die Zinsen in Japan früher bei sechs Prozent und darüber lagen. Nach dem Crash der 90er Jahre versuchte die Bank of Japan alles, um den Aktienmarkt zu stützen. Erst mit den sogenannten Abenomics ab 2013 und dem massenhaften Ankauf von Staatsanleihen und ETFs gelang dies. Umgerechnet rund sechs Billionen US-Dollar pumpte die Notenbank ins System.
Dieses Geld ist immer noch da. Die Bank of Japan ist bisher nicht bereit, die aufgekauften Staatsanleihen oder ETFs wieder abzustoßen. Die Zinsen sind also nur ein Teil der Gleichung – die aufgeblähte Bilanz der Notenbank ist das eigentliche Pulverfass.
Edelmetalle als sicherer Hafen in unsicheren Zeiten
In einem Umfeld, in dem Währungskriege drohen und die Stabilität der Finanzmärkte auf tönernen Füßen steht, gewinnen physische Edelmetalle wie Gold und Silber zunehmend an Bedeutung. Sie bieten Schutz vor Währungsturbulenzen und sind nicht von den Launen der Notenbanken abhängig. Wer sein Portfolio breit aufstellen und gegen solche Verwerfungen absichern möchte, sollte eine Beimischung physischer Edelmetalle ernsthaft in Betracht ziehen.
Hinweis: Dieser Artikel stellt keine Anlageberatung dar. Jeder Anleger ist selbst für seine Investitionsentscheidungen verantwortlich und sollte vor einer Anlageentscheidung eigene Recherchen durchführen oder einen qualifizierten Finanzberater konsultieren.

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