
Italienische Medienmacht greift nach deutschem Fernsehen - Berlusconi-Erben vor ProSiebenSat.1-Übernahme
Die deutsche Medienlandschaft steht möglicherweise vor einem historischen Umbruch. In der vergangenen Nacht endete die Frist für die Aktionäre des Münchner Medienkonzerns ProSiebenSat.1, ihre Anteile an potenzielle Käufer zu veräußern. Während sich zwei Bieter um die Kontrolle des zweitgrößten privaten Fernsehkonzerns Deutschlands streiten, scheint das Rennen bereits entschieden - zugunsten der italienischen Berlusconi-Dynastie.
Berlusconi-Imperium auf Expansionskurs
Der italienische Medienkonzern Media for Europe (MFE), der von den Erben des 2023 verstorbenen Medienmoguls und ehemaligen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi kontrolliert wird, hatte zuletzt bereits 40,38 Prozent der Anteile an ProSiebenSat.1 gehalten. Die entscheidende Frage, ob die magische 50-Prozent-Marke überschritten wurde, wird erst in der kommenden Woche beantwortet werden können. Doch die Zeichen stehen auf italienische Übernahme.
Besonders pikant erscheint diese Entwicklung vor dem Hintergrund der politischen Vergangenheit Silvio Berlusconis. Der verstorbene Medienzar nutzte sein Imperium jahrzehntelang als Machtinstrument für seine politische Karriere. Seine Kinder, die das Erbe angetreten haben, mögen zwar noch nicht selbst in die Politik eingestiegen sein, stehen aber der konservativen Partei Forza Italia nahe. Die Frage drängt sich auf: Wird hier ein weiteres Mal versucht, über Medienmacht politischen Einfluss zu gewinnen?
Deutscher Widerstand gebrochen
Noch bemerkenswerter als die Übernahmepläne selbst ist die Kapitulation der deutschen Unternehmensführung. Vorstand und Aufsichtsrat von ProSiebenSat.1 hatten ihren anfänglichen Widerstand gegen die italienische Übernahme aufgegeben und das MFE-Angebot sogar als "angemessen" empfohlen. Ein Armutszeugnis für die deutsche Wirtschaft, die offenbar nicht mehr in der Lage ist, ihre Medienunternehmen vor ausländischen Übernahmen zu schützen.
Der tschechische Finanzinvestor PPF, der ebenfalls ein Übernahmeangebot vorgelegt hatte, blieb bei seiner ursprünglichen Offerte und erhöhte nicht. Die Italiener hingegen zeigten sich spendabel und stockten ihr Angebot im Juli deutlich auf - ein klassisches Beispiel dafür, wie mit genügend Geld jeder Widerstand gebrochen werden kann.
Leere Versprechen und schöne Worte
Die Berlusconi-Erben versprechen vollmundig, die "redaktionelle Unabhängigkeit und die nationale Identität" des deutschen Senderkonzerns zu bewahren. Man wolle keine vollständige Kontrolle, sondern lediglich "Flexibilität" für eine "klare Richtung" basierend auf einer "gemeinsamen Vision". Wer die Geschichte des Berlusconi-Imperiums kennt, dürfte bei solchen Formulierungen hellhörig werden. Redaktionelle Unabhängigkeit und Berlusconi - das passte schon zu Lebzeiten des Patriarchen wie Feuer und Wasser zusammen.
Versagen der deutschen Politik
Während die Ampel-Koalition sich jahrelang mit ideologischen Grabenkämpfen beschäftigte und die neue Große Koalition unter Friedrich Merz offenbar andere Prioritäten setzt, wird ein wichtiger Teil der deutschen Medienlandschaft sang- und klanglos an ausländische Investoren verscherbelt. Weder die Europäische Kommission noch die Bundeswettbewerbsbehörde sahen kartellrechtliche Probleme - ein weiteres Beispiel dafür, wie die Politik versagt, wenn es um den Schutz deutscher Interessen geht.
ProSiebenSat.1 mag in den letzten Jahren wirtschaftlich geschwächelt haben, doch die Sender Pro7, Sat.1 und Kabel 1 erreichen immer noch Millionen deutscher Haushalte. Dass diese Reichweite nun möglicherweise unter italienische Kontrolle gerät, sollte jeden aufhorchen lassen, dem die Meinungsvielfalt und Unabhängigkeit der deutschen Medien am Herzen liegt.
Düstere Aussichten für die deutsche Medienlandschaft
Die drohende Übernahme von ProSiebenSat.1 durch MFE ist nur ein weiteres Symptom des schleichenden Ausverkaufs deutscher Unternehmen. Während andere Länder ihre strategisch wichtigen Branchen schützen, öffnet Deutschland Tür und Tor für ausländische Übernahmen. Die Folgen dieser kurzsichtigen Politik werden wir noch jahrelang zu spüren bekommen.
Es bleibt zu hoffen, dass die Aktionäre in letzter Minute doch noch zur Besinnung gekommen sind und ihre Anteile nicht an die Berlusconi-Erben verkauft haben. Doch die Wahrscheinlichkeit dafür scheint gering. In einer Woche werden wir Gewissheit haben - und möglicherweise den nächsten Sargnagel für die Unabhängigkeit der deutschen Medienlandschaft zu beklagen haben.
- Themen:
- #Übernahmen-Fussion

DER DIGITALE EURO KOMMT!
Keine Kreditkarte erforderlich • Keine versteckten Kosten
Ihre Experten im Webinar:

Dominik Kettner

Peter Hahne

Prof. Dr. S. Bhakdi

Ernst Wolff

Philip Hopf

Joachim Steinhöfel

Patrick Baab
AMLA & Kontrolle
ab 1. Juli 2025
Konkrete Lösungen
zum Schutz
15.000€ Gold
zu gewinnen
- Kettner Edelmetalle News
- Finanzen
- Wirtschaft
- Politik