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30.10.2025
14:28 Uhr

Salvinis Brücke ins Nirgendwo: Wie ein Norditaliener den Süden mit Milliarden beglücken will

Was für eine Ironie der Geschichte! Matteo Salvini, einst der lauteste Verfechter der norditalienischen Separation, mutiert zum Brückenbauer zwischen Nord und Süd. Der stellvertretende Ministerpräsident und Infrastrukturminister setzt seine politische Zukunft auf ein pharaonisches Prestigeprojekt: Eine 3,7 Kilometer lange Hängebrücke über die Straße von Messina, die das italienische Festland mit Sizilien verbinden soll. Kostenpunkt: schlappe 13,5 Milliarden Euro.

Heute steht das Mammutprojekt vor einer kritischen Bewährungsprobe. Der italienische Rechnungshof entscheidet, ob das Vorhaben mit italienischem und EU-Recht vereinbar sei. Ein negatives Urteil würde zwar nicht automatisch das Aus bedeuten, könnte aber politisch verheerend für Salvini werden, dessen Lega-Partei ohnehin in Umfragen bei mageren 9 Prozent dümpelt.

Vom Separatisten zum Vereiniger – eine bemerkenswerte Wandlung

Die Metamorphose könnte kaum dramatischer sein. Die Lega wurde vor über drei Jahrzehnten mit dem expliziten Ziel gegründet, den industriellen Norden vom Rest Italiens abzuspalten. "Roma Ladrona" – das diebische Rom – war der Kampfruf des Parteigründers Umberto Bossi, der die Umverteilung norditalienischer Steuergelder in den ärmeren Süden stoppen wollte. Noch 2016 sprach sich Salvini vehement gegen die Brücke aus.

Nun preist derselbe Mann das Projekt als "das wichtigste öffentliche Bauwerk der Welt" an. Ein hochrangiger Lega-Funktionär, der anonym bleiben möchte, bringt die Stimmung in der Partei auf den Punkt: "Alle in der Lombardei und in Venetien sind wütend auf Matteo und seine Besessenheit mit der Brücke. Fast jeder in der Partei im Norden hält es für Geldverschwendung."

Ein Traum seit der Antike

Die Idee einer festen Verbindung zwischen Sizilien und dem Festland reicht bis in die Antike zurück. Bereits Plinius der Ältere berichtete von Plänen, die Meerenge mit verbundenen Booten zu überbrücken. 1866 träumte der spätere Premierminister Giuseppe Zanardelli davon, Sizilien "über oder unter dem Wasser" mit dem Kontinent zu vereinen.

"Ob über der Strömung oder darunter, lasst Sizilien mit dem Kontinent vereint sein!"

Silvio Berlusconi ließ 2009 symbolisch den ersten Spatenstich setzen, doch das Projekt versandete in der Finanzkrise. Auch Matteo Renzis Anlauf 2016 verlief im Sande. Nun könnte ausgerechnet Salvini derjenige sein, der den jahrtausendealten Traum verwirklicht.

Politisches Kalkül eines angeschlagenen Populisten

Salvinis Wandlung vom Regionalisten zum Nationalisten und nun zum Brückenbauer folgt einem klaren Muster: Der Mann lebt von der Provokation und der Schlagzeile des Tages. Als Giorgia Meloni 2022 die Macht übernahm, hoffte Salvini auf das prestigeträchtige Innenministerium – sein natürliches Habitat als Migrationsgegner. Stattdessen wurde er ins weniger glamouröse Infrastrukturressort abgeschoben.

Die Brücke sei sein Versuch, aus dieser Verbannung politisches Kapital zu schlagen, analysiert Nicoletta Pirozzi vom Istituto Affari Internazionali. Doch der Plan scheint nicht aufzugehen. Mit mickrigen 9 Prozent liegt die Lega weit hinter Melonis Fratelli d'Italia, die fast ein Drittel der Wählerschaft hinter sich vereinen.

Zwischen allen Stühlen

Das Megaprojekt spaltet nicht nur die öffentliche Meinung, sondern auch Salvinis eigene Partei. Befürworter verweisen auf wirtschaftliche Vorteile, Kritiker fürchten Erdbeben, Umweltschäden und Korruption in einer Region, die für ihre Mafia-Verstrickungen berüchtigt ist. Der ehemalige Haushaltsminister Giancarlo Pagliarini bringt die Skepsis vieler Altgedienter auf den Punkt: "Es ist ein mysteriöses Objekt. Deshalb sage ich immer, wenn ich davon höre: 'Oh Herr.'"

Besonders brisant: Roberto Vannacci, ein ehemaliger General und EU-Parlamentarier, macht Salvini zunehmend Konkurrenz im rechten Lager. Der aufstrebende Stern droht Salvini bei seinem eigenen Spiel zu schlagen – dem kalkulierten Tabubruch.

Ein Vermächtnis auf wackligen Fundamenten

Trotz aller Widerstände hält Salvini eisern an seinem Prestigeprojekt fest. Der Baukonzern WeBuild hat bereits mit der Einstellung tausender Arbeiter begonnen, obwohl der für diesen Sommer geplante Baubeginn verschoben werden musste. Der Rechnungshof hatte bereits im September Zweifel an den versprochenen wirtschaftlichen Vorteilen geäußert.

Die heutige Entscheidung des Gerichts könnte wegweisend sein. Nicht nur für ein Bauwerk, das im Erfolgsfall die längste Hängebrücke der Welt würde. Sondern auch für einen Politiker, der seine Karriere auf Spaltung aufbaute und nun als Brückenbauer in die Geschichte eingehen möchte. Die Ironie dabei: Ausgerechnet in einer Zeit, in der rechtskonservative Kräfte europaweit an Boden gewinnen und über 25 Prozent der Sitze im EU-Parlament besetzen, droht einer ihrer prominentesten Vertreter an einem Einheitsprojekt zu scheitern.

Ob Salvinis politisches Kalkül aufgeht oder ob er sich mit der Brücke von Messina ein Denkmal seiner eigenen Hybris setzt, wird sich zeigen. Fest steht: Der Mann, der einst "Roma Ladrona" bekämpfte, ist nun bereit, 13,5 Milliarden Euro – größtenteils aus norditalienischen Steuergeldern – in den Süden zu pumpen. Manchmal schreibt die Politik die besten Satiren selbst.

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