
Transatlantischer Riss: Macron stellt sich gegen Merz und verteidigt iranische Souveränität
Die Einigkeit des Westens bröckelt – und das ausgerechnet in einer der heikelsten Fragen der Weltpolitik. Während Bundeskanzler Friedrich Merz die amerikanischen Luftangriffe auf iranische Atomanlagen als notwendige „Drecksarbeit" verteidigt, schert Frankreichs Präsident Emmanuel Macron aus der Reihe. Seine Worte in Oslo könnten deutlicher kaum sein: Die US-Angriffe seien völkerrechtswidrig, ein diplomatischer Weg der einzig gangbare.
Macrons mutiger Widerspruch
Es gehört schon eine gehörige Portion Mut dazu, sich in der aktuellen Weltlage gegen die transatlantische Allianz zu stellen. Doch genau das tut Emmanuel Macron. „Man muss es so sagen, wie es ist: Es gibt keinen legalen Rahmen für diese Schläge", erklärte der französische Präsident bei seinem Staatsbesuch in Norwegen. Eine schallende Ohrfeige für all jene, die glauben, mit Bomben ließe sich Frieden schaffen.
Besonders pikant: Macron widerspricht damit nicht nur seinem amerikanischen Amtskollegen Donald Trump, sondern auch dem deutschen Bundeskanzler. Friedrich Merz hatte sich erst am Montag erneut hinter die US-Luftschläge gestellt und den Iran als Teil einer „Achse des Bösen" bezeichnet – eine Rhetorik, die fatal an die Kriegstreiberei der Bush-Ära erinnert.
Die deutsche Position: Gefährliche Nibelungentreue
„Es gibt keinen Grund, das zu kritisieren, was Amerika am Wochenende getan hat", tönte Merz beim Tag der Industrie. Man fragt sich unwillkürlich: Wirklich keinen? Ist es tatsächlich im deutschen Interesse, wenn der Nahe Osten in Flammen aufgeht? Wenn ein weiterer Flächenbrand entfacht wird, der Millionen von Flüchtlingen nach Europa treiben könnte?
„Ich glaube nicht, dass man sich an die Stelle eines Volkes setzen kann, um seine Führung zu ändern"
Mit diesen Worten trifft Macron den Nagel auf den Kopf. Die Geschichte lehrt uns, dass von außen erzwungene Regimewechsel selten zum Erfolg führen. Afghanistan, Irak, Libyen – die Liste der gescheiterten Interventionen ist lang und blutig. Doch offenbar haben weder Washington noch Berlin aus diesen Desastern gelernt.
Diplomatie statt Bomben
Macron plädiert für eine Rückkehr zum Atomabkommen von 2015. Ein Abkommen, das funktionierte, bis Trump es einseitig aufkündigte. „Beständigkeit kann zum Erfolg führen", mahnt der französische Präsident. Ein weiser Rat, der in Berlin offenbar auf taube Ohren stößt.
Die neue Große Koalition unter Merz scheint entschlossen, Deutschland noch tiefer in internationale Konflikte zu verstricken. Statt auf Deeskalation zu setzen, gießt man Öl ins Feuer. Statt Brücken zu bauen, werden Gräben vertieft. Eine Politik, die nicht nur moralisch fragwürdig, sondern auch strategisch kurzsichtig ist.
Die Folgen für Europa
Der transatlantische Riss zwischen Paris und Berlin könnte weitreichende Folgen haben. Europa braucht eine gemeinsame Außenpolitik, gerade in Zeiten globaler Umbrüche. Doch wie soll das funktionieren, wenn die beiden wichtigsten EU-Staaten in fundamentalen Fragen diametral entgegengesetzte Positionen vertreten?
Macrons Position mag unbequem sein, doch sie ist konsequent. Wer das Völkerrecht hochhält, kann es nicht nach Belieben biegen. Wer für Diplomatie plädiert, muss auch bereit sein, mit unliebsamen Regimen zu verhandeln. Und wer Frieden will, muss manchmal auch unpopuläre Wege gehen.
Die Bundesregierung täte gut daran, ihre bedingungslose Gefolgschaft gegenüber Washington zu überdenken. Deutschland braucht eine eigenständige Außenpolitik, die sich an deutschen Interessen orientiert – nicht an amerikanischen Machtfantasien. Macron zeigt, dass dies möglich ist. Es bleibt zu hoffen, dass seine Worte in Berlin nicht ungehört verhallen.
- Themen:
- #CDU-CSU