
Wadephul bekräftigt deutsche Solidarität mit Israel – trotz berechtigter Kritik
In einer Zeit, in der die Nahost-Region erneut von massiven Spannungen erschüttert wird, positioniert sich Bundesaußenminister Johann Wadephul (CDU) unmissverständlich: Deutschland stehe „im Zweifel an der Seite Israels". Diese klare Aussage tätigte der CDU-Politiker bei der „Langen Nacht" der „Zeit" in Hamburg und unterstrich damit die besondere Verantwortung Deutschlands gegenüber dem jüdischen Staat.
Verständnis für israelische Selbstverteidigung
Wadephul zeigte sich verständnisvoll für die israelischen Militärschläge gegen iranische Atomanlagen im Juni 2025. Der Außenminister räumte ein, dass Deutschland nicht über alle nachrichtendienstlichen Erkenntnisse verfüge, die den USA und Israel vorlägen. „Sie haben uns gesagt, dass das aus ihrer Sicht notwendig ist – und das müssen wir so akzeptieren", erklärte Wadephul mit bemerkenswerter diplomatischer Zurückhaltung.
Die Begründung für diese Haltung lieferte der Minister gleich mit: Israel sei in der Vergangenheit derart massiv vom Iran attackiert worden, dass das Land ernsthafte Gründe habe, sich gegen weitere Angriffe zu wehren. Diese Position erscheint angesichts der jahrzehntelangen Drohungen des iranischen Regimes, Israel von der Landkarte tilgen zu wollen, mehr als nachvollziehbar.
Berechtigte Zweifel an Trumps Siegesmeldung
Interessanterweise äußerte Wadephul jedoch „vernünftige Zweifel" daran, ob das iranische Atomprogramm tatsächlich vollständig zerstört worden sei – eine Behauptung, auf der US-Präsident Donald Trump beharrt. Diese skeptische Haltung gegenüber vollmundigen Verkündungen aus Washington zeigt, dass die neue Bundesregierung unter Friedrich Merz durchaus gewillt ist, eine eigenständige außenpolitische Linie zu verfolgen.
„Dann ist unser Platz im Zweifel an der Seite Israels"
Kritik am Vorgehen im Gazastreifen
Bemerkenswert offen kritisierte der Außenminister auch Teile der israelischen Kriegsführung im Gazastreifen. Wadephul betonte, dass die historische Verantwortung Deutschlands gegenüber den Juden nicht bedeute, dass man jede Politik der israelischen Regierung kritiklos hinnehmen müsse. Die Behandlung der Menschen im Gazastreifen müsse er als deutscher Außenminister ansprechen dürfen – eine Position, die zeigt, dass die neue Bundesregierung durchaus differenziert auf den Nahost-Konflikt blickt.
Waffenstillstand in greifbarer Nähe?
Hoffnungsvolle Töne schlug Wadephul bezüglich eines möglichen Waffenstillstands zwischen Israel und der Hamas an. Ein solcher sei „sozusagen fast erreicht", wobei im Hintergrund intensive Gespräche geführt würden. Allerdings machte der Minister deutlich, dass die finale Entscheidung bei den Konfliktparteien selbst liege – Deutschland könne diese Entscheidung keiner Seite abnehmen.
Auf die Frage nach einem möglichen Stopp deutscher Waffenlieferungen an Israel wich Wadephul geschickt aus. Er verwies lediglich darauf, dass Deutschland Israel „schon immer" mit Waffen unterstütze, da man der Existenz und Sicherheit Israels verpflichtet sei.
Ein Balanceakt deutscher Außenpolitik
Wadephuls Äußerungen zeigen den schwierigen Balanceakt deutscher Nahost-Politik: Einerseits die unverbrüchliche Solidarität mit Israel, die aus der historischen Verantwortung erwächst. Andererseits der Anspruch, als ehrlicher Makler auch kritische Punkte ansprechen zu können. Diese Position erscheint angesichts der komplexen Gemengelage im Nahen Osten durchaus vernünftig.
Die neue Bundesregierung unter Kanzler Merz scheint hier einen pragmatischen Kurs zu fahren, der sowohl die Sicherheitsinteressen Israels respektiert als auch humanitäre Belange nicht aus den Augen verliert. In einer Zeit, in der die Region von massiven Spannungen geprägt ist, könnte diese ausgewogene Haltung dazu beitragen, Deutschlands Rolle als vermittelnde Kraft zu stärken.
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